SCHOSS/BURG KASTELBELL | CASTELLO DI CASTELBELLO
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Kastelbell wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als Burg gegründet, mehrfach erweitert und im 16. Jahrhundert zum befestigten Renaissancesitz eines der bedeutendsten Tiroler Adelsgeschlechter umgebaut.
Lage Kastelbell liegt am westlichen Eingang zum gleichnamigen Ort auf einem Felskopf direkt über den nördlichen Ufer der Etsch, den es komplett einnimmt. Auf der Südseite ist die Burg durch den steil ins Tal abfallenden Felsen natürlich geschützt. Nach Norden steigt der dahinter liegende Berghang nach einer kurzen Senke rasch an.
Nutzung Das wieder hergestellte Burgschloss kann unter sachkundiger Führung besichtigt werden. Die Räume des Palas werden für wechselnde Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Bau/Zustand Obwohl Kastelbell im 16. Jahrhundert im Renaissancestil wohnlich umgebaut wurde, hat es seinen Burgencharakter weitgehend bewahrt. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bereits weitgehend Ruine, sind heute alle Bauteile weitestgehend wieder hergestellt.
Die ursprüngliche Burg bestand wohl aus einem zweistöckigen Palas an der Stelle des heutigen, an den sich südwestlich ein ebenfalls flacher Wirtschaftsbau anschloss. Die Burgkapelle stand vermutlich frei. Eine Ringmauer nach Norden und Westen umschloss das Ganze.
Man betritt die Anlage durch das alte Tor im Westen. Den vorgelagerten Halsgraben überspannte einst eine Zugbrücke. Hinter dem Tor öffnet sich der Burghof, um den auf den drei anderen Seiten die Wohn- und Wirtschaftsbauten stehen. Nach Norden der Bauteil, der die mittig eingeschlossene Burgkapelle aufnimmt. Nach Süden der aufgestockte Wohn- und Wirtschaftstrakt und geradezu nach Osten der heute dreigeschossige Palas. Süd- und Ostbau ist im ersten Obergeschoss ein Laubengang vorgelagert. Quer über den Burghof spannt sich eine Holzbrücke, über die von diesem die Burgkapelle zu erreichen ist. Östlich des Palas befinden sich ein schmaler Zwinger sowie eine etwa dreieckige Vorburg mit dem nördlichen Burgtor, die erst im 16. Jahrhundert angelegt wurde. Zur Angriffsseite wurde Kastelbell von drei Rondellen für Feuerwaffen geschützt. Ungeklärt ist bis heute die Frage, ob die Burg jemals einen Bergfried besessen hat.
Typologie Kastelbell ist eine im Ursprung spätromanische Burganlage, die in der Spätgotik und Renaissance wohnlich ausgebaut wurde.
Höhenburg - Hangburg - ursprünglich freier Adelssitz, dann Ministerialensitz
Sehenswert
  • Die mittelalterliche Burgkapelle mit Fresken aus dem frühen 14. und dem 16. Jahrhundert.
  • Der Burghof mit den ihn rahmenden Gebäudeteilen, die mit interessanten Treppenstiegen und einem Laubengang versehen sind und der von einer Holzbrücke überspannt wird.
  • Die rustikale Burgküche "alte Kuchl".
  • Leider nur wenige, aber interessante bauliche Details aus der Blütezeit der Burg in den restaurierten ehemaligen Wohnräumen.
  • Die bis zum Ende des letzten Jahrhunderts zu Wohnzwecken genutzte "Gräfliche Wohnung".
Bewertung Kastelbell ist vor allem wegen seiner architektonischen Geschlossenheit als Burgschloss und seiner Burgkapelle eine Besichtigung wert. Natürlich kann man diese zweckmäßigerweise mit dem Besuch einer der wechselnden Ausstellungen oder einer kulturellen Veranstaltung in den alten Gemäuern verbinden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°37'41" N, 10°53'53.8" E
Höhe: 594 m ü. NN
Topografische Karte/n
Schloss Kastelbell auf der interaktiven Karte des Vinschgau
Kontaktdaten
Kuratorium Schloss Kastelbell | Schlossweg 1 | I-39020 Kastelbell-Tschars
E-Mail: info@schloss-kastelbell.com | Internet: www.schloss-kastelbell.com
Tourimusverein Kastelbell-Tschars | Staatsstraße 5 | I-39020 Kastelbell-Tschars
Tel: +39 0473 624193 | Fax: +39 0473 624559 | E-Mail: info@kastelbell-tschars.com | Internet: www.kastelbell-tschars.com
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Anfahrt zur Churburg erfolgt auf der Niedervinschgaustraße SS.38. In Kastelbell nach Norden in den Ort abfahren. Im Zentrum an der Winkelstraße/Via ai Tre Canti befindet sich ein öffentlicher Parkplatz, von dem aus das Schloss in ca. 10 Minuten bequem zu erreichen ist.
Geodaten des Parkplatzes: 46°37'43" N, 10°54'7.5" E
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Kastelbell ist eine Station der Vinschgaubahn (Meran-Mals). Vom Bahnhof ist das Schloss in wenigen Minuten bequem zu Fuß zu erreichen.
Wanderung zur Burg
keine Angaben
Öffnungszeiten
13. April - 14. Oktober | täglich außer Montag | Ausstellungsbesichtigung | Di-Fr 14:00-18:00 Uhr / Sa+So 11-18:00 Uhr
17. Juni - 14. September | täglich außer Montags | Besichtigung des Schlosses mit Führung: 11:00/14:00/15:00/16:00 Uhr
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Öffnungszeiten.
Eintrittspreise
Eintrittspreis: 6,00 € (Ermäßigung: ja)
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Eintrittspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine Einschränkungen
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist nicht möglich.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Kastelbell
Quelle: Architekt Karl Spitaler, 1987 / aus: Andergassen, Leo & Hofer, Florian / Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Kastelbell (Von der Felsenfeste zum Renaissanceschloss) | Regensburg, 2013
  1. Westliches, altes Burgtor
  2. Westrondell
  3. Nordrondell
  4. Nordwestlicher Zubau "Gräfliche Wohnung"
  5. Innenhof mit überdachter Brücke
  6. Kücke
  7. Kapelle
  8. Erkerzimmer
  9. Palas
  10. Nordöstliches Burgtor
  11. Östliche Vorburg
  12. Ostrondell
Historie
Anfang des 13. Jh wird die Burg durch die Herren von Montalban erbaut. Zu dieser Zeit spielen die Herren von Montalban eine wichtige Rolle in den Streitigkeiten um die weltliche Macht im Vinschgau, die sie vor allem gegen die Grafen von Tirol führen.
Die ursprüngliche Burg besteht wohl nur aus einem flachen Palasbau im Osten, an den sich im Süden Wirtschaftsbauten anschließen, der freistehenden Burgkapelle und einer Ringmauer.
1238 wird die Burg als "Chastellbel" oder "Castelbel" erstmals urkundlich erwähnt.
1293 und 1296 werden in landesfürstlichen Rechnungsbüchern Bauausgaben "ad opus edificiorum in Castelbel" verrechnet. Dies ist der eindeutige Nachweis, dass die Burg inzwischen in den Besitz der Grafen von Tirol gegangen ist, die sie als Lehen vergeben.
Um 1300 ist die Burg Sitz eines eigenen, landesfürstlichen Gerichtes und Amtes. Perchtl Egno von Angestrein, Berchthold Rubeiner, Griffo von Villanders und Egno von Tschardes werden als Richter in Kastelbell genannt.
Um 1400 kommt die Burg auf dem Erbschaftsweg an die Herren von Schlandersberg.
1443 übergibt Jacob von Reichenbach die Burg dem Ritter Parzival von Annenberg.
1472 werden Burg, Gericht und Amt durch Herzog Sigmund an die Brüder Sigmund und Cyprian von Niederthor und Jörg von Montani verpfändet.
1505 gelangt die Burg in den Besitz des Pankraz Khuen, der zu dieser Zeit auch die Burg Lichtenberg im Besitz hat.
1509 bewilligt Kaiser Maximilian seinem Rat Matthias Khuen-Belasi Mittel für den Ausbau der Burg. Es werden der westliche Rundturm errichtet, die östliche Vorburg angelegt, die nördliche Ringmauer verstärkt und Umbauten an der Kapelle und den Wohn- und Wirtschaftsbauten vorgenommen.
1531 geht die Burg nach dem Tod des Matthias Khuen-Belasi als Pfandlehen von König Ferdinand I. an Sigmund III. Hendl, der in diesem Jahr den Ritterschlag erhält. Die Hendl werden durch die Ausübung wichtiger Funktionen im Dienste des Landesherren und des Kaisers und die Anhäufung von Besitztiteln, sowie den Erwerb der Gerichtsherrschaften in Schlanders und Kastelbell auf dem Pfandweg, neben den Grafen Trapp, zur führenden Adelsfamilie im Vinschgau und zu einer der bedeutendsten in Tirol. Ihnen gehört zu diesem Zeitpunkt bereits das Schloss Goldrain.
Im 16. Jh nehmen die Hendl erhebliche Vergrößerungen und bauliche Veränderungen an der Burg im Renaissancestil vor. Sie erhält im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen.
1594-1605 werden die letzten baulichen Änderungen vorgenommen. Wichtigster Bestandteil ist das Errichten des Nordrondells.
1697 werden die Hendl mit Johann Jakob in den Grafenstand erhoben.
1799 haben die Tiroler Schützen unter ihrem Anführer Josef Graf Hendl bedeutenden Anteil an der Vertreibung der französischen Truppen aus dem Vinschgau..
Im 19. Jh können auch die Grafen Hendl wie viele andere Adelsgeschlechter ihren Reichtum und ihre Macht in den sich schnell ändernden sozialen Verhältnissen des Jahrhunderts nicht halten und der Abstieg der Familie beginnt.
1813 und 1824 wird die Burg bei Bränden erheblich zerstört. Nur ein kleiner Teil wird anschließend zu Wohnzwecken wieder aufgebaut.
1949 stirbt Graf Siegmund von Hendl zu Goldrain und Castelbell, das letzte männliche Mitglied der Familie.
1956 erwirbt nach einem sich über Jahrzehnte hinziehenden Rechtsstreit der Staat Italien die Teilruine. Der letzten Hendl, Comtesse Elvira, wird ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt. Sie stirbt 1998.
1962-1995 erfolgen eine Komplettsanierung und der Ausbau zu einem Ausstellungs- und Kulturzentrum.
1999 wird die Führung des Schlosses dem Kuratorium Schloss Kastelbell übertragen. Ihm obliegt die Verantwortung für Verwaltung, Nutzung, Erhalt und Pflege. Die Räume im ehemaligen Palas werden für eine kulturelle, künstlerische und soziale Nutzung hergerichtet.
2008 wird das Land Südtirol Eigentümer von Kastelbell.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Andergassen, Leo & Hofer, Florian / Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.) - Kastelbell (Von der Felsenfeste zum Renaissanceschloss) | Regensburg, 2013
    empfehlenswerte Broschüre zu Geschichte, Baubeschreibung und Besichtigung der Burg mit vielen Bildern
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 1: Vinschgau | Bozen, 1980
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 247-248
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 150
  • Donati, Roberto - Schlösser des Trentino und Südtirol | Mailand, k.A.
  • Graziadei, Helga - Burgenland Südtirol | Lana, 1998
  • Weingartner, Josef und Weingartner-Hörmann, Magdalena - Die Burgen Tirols (Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol) | Innsbruck, 1981
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • Schloss Kastelbell
    Webseite des Kuratotiums Schloss Kastelbell
    inhaltliche und Besucherinformationen
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