BURGRUINE LICHTENBERG | CASTEL MONTECHIARO
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Quelle: Malfer, Anton - Es war einmal... Versuch der Wiederherstellung von Südtiroler Burgen | Beitrag in: Der Schlern, Bd. 37/1963 | S. 1-44, 126
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Allgemeine Informationen
Bedeutung Die Erbauung der Burg Lichtenberg erfolgt am Ende des 12. Jahrhunderts. Strategisch äußerst günstig, hoch über der Etschbiegung zwischen Ober- und Niedervinschgau gelegen, ermöglichte sie die Kontrolle beider Etschtäler nach Norden und Osten und damit der Grenze zwischen dem Einflussbereich des Bistums Chur und der Grafen von Tirol. Die Mehrzahl der Quellen gibt bereits die Erbauung im Auftrag der Grafen von Tirol an. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass sie zunächst von den Bischöfen erbaut wurde, aber sehr bald an Tirol gelangte.
Lage Die Ruine einer der ehemals größten Burgen der Region liegt auf einem spornartig ins Tal der Etsch vorgelagerten Bergrücken. Der Burgplatz fällt nach Osten, Süden und Westen relativ steil ins Tal ab. Nur im Norden ist er von dem ihn nur wenig überragenden Bergmassiv durch eine kleine, natürliche Senke getrennt. Hier befand sich auch die Hauptangriffsrichtung der Burg, die durch ein großes Rondell und eine Ringmauer, die die dahinter liegenden Innenbauten überragte, geschützt wurde.
Nutzung Bereits seit vielen Jahren finden Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen auf der Burgruine statt. Das Kuratorium Schloss Lichtenberg plant, die Burg für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen und zumindest einen Teil der Palasfresken aus dem Ferdinandeum zurückzuholen und im Südwestbau auszustellen.
Bau/Zustand Eine der einst bedeutendsten Burgen des Vinschgau zeigt sich heute leider nur noch als Ruine. Wie so oft, sind auch über die bauliche Entwicklung der Burg Lichtenberg so gut wie keine Informationen bekannt. So ist unklar, wie die Burg zum Zeitpunkt der Erbauung aussah. Und obwohl sie erst im 19. Jahrhundert zur Ruine verfiel, geben mehrere der ruinösen Bauteile mehr Fragen als Antworten auf.
Der Zugang zur Burg erfolgte durch einen Zwinger, der sich an der gesamten Ostseite hinzog. Das heute noch benutzte Tor im Nordosten führte in einen Torbau, in dessen Obergeschoss sich die Burgkapelle befand. Der gesamte Burgplatz auf dem nach Westen ansteigenden, felsigen Bergrücken war von einer hohen, zinnengekrönten Ringmauer mit Wehrgang umgeben. In der Nordspitze ragte aus dieser das große Rondell hervor, das die Burg in Angriffsrichtung und den Torzwinger zu schützen hatte. Hinter dem Tor folgte eine Vorburg mit einem rampenartigen Aufgang zum zentralen Burghof im Süden durch ein inneres Tor. An die östliche Ringmauer gelehnt standen hier mindestens der große Ostbau und ein sich anschließender, turmartiger Bau. Vom Burghof aus erfolgte der Zugang zu einem Gebäude in der Südspitze der Burg, von dem vermutet wird, das es sich um den Bergfried handelte und zum Südwestbau mit einer großen Vorhalle. Auf dem nordöstlichen, höchsten Niveau des Bergrückens stand der große, dreigeschossige Palasbau, dessen Etage vermutlich durch einen zentralen Treppenturm erreichbar waren. Vor der Ostseite des Palas zieht sich eine Terrassenstufe entlang, deren ursprüngliche Bedeutung nicht restlos geklärt ist.
Große Teile der Palasobergeschosse und der Burgkapelle waren mit großflächigen Fresken mit spötromanischen, ritterlichen Themen ausgemalt. Wegen des ruinösen Zustandes der Burgruine wurde sie jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts weitestgehend abgenommen und ins Ferdinandeum nach Innsbruck gebracht.
Ebenfalls ungeklärt ist die Bedeutung des Rampenganges neben dem inneren Tor.
Typologie Lichtenberg ist eine spätromanische Burg, die im 16. Jahrhundert zu einem befestigten Renaissanceschloss umgebaut wurde.
Höhenburg - Spornburg - zunächst Ministerialenburg, dann Besitz und Sitz eines Adelsgeschlechtes
Sehenswert
  • Die Gesamtanlage der Burg mit aussagefähigen Bautenresten.
  • Viele interessante baulichen Details (Rondell, Ringmauer mit Wehrgang und Brustwehr mit Zinnen, Kamine im Palas u.a.).
  • Erhaltener Rest der Palasfresken in dessen südöstlichem Teil.
Bewertung Eine Besichtigung der Burgruine ist in jedem Fall lohnenswert. Die umfangreichen Reste geben ein aussagefähiges Bild von der einstigen Größe und Gestalt. Außerdem ist die Aussicht von der Burgruine in große Teile des Vinschgau grandios.
Schade ist, dass sich die Restaurierung, vermutlich aus finanziellen Gründen, so in die Länge zieht.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46°38'01.2" N 10°33'52.0" E
Höhe: 1020 m ü. NN
Topografische Karte/n
Die Burgruine Lichtenberg auf der interaktiven Karte des Vinschgau
Kontaktdaten
Tourismusinformation Prad am Stilfserjoch | Kreuzweg 4 c | I-39026 Prad am Stilfserjoch
Tel: +39 0473 616034 | E-Mail: office@prad.info
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Man erreicht die Burgruine über die Ortsverbindungsstraße LS.50 zwischen Prad am Stilfserjoch und Glurns. Von dieser zweigt die Straße "Marktweg (Via del Mercato)" in den Ort Lichtenberg (Montechiaro) ab. Diesen durchfährt man bis zum "Kirchweg (Via alla Chiesa)" mit der Ortskirche. Gegenüber dieser befinden sich einige freie Parkplätze. Von diesen aus sind es ca. 15 Minuten mäßiger Anstieg bis zur Burgruine.
Weitere Parkmöglichkeiten befinden sich im Ortszentrum von Lichtenberg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Lichtenberg ist mit einer Buslinie vom Bahnhof Spondinig zu erreichen. Spondinig ist eine Station der Vinschgaubahn (Meran-Mals).
Wanderung zur Burg
Der Prader Wanderweg Nr.9 führt an der Burgruine vorbei:
Von der Suldenbachbrücke entlang des Suldenbachdammes bis zum Dorfende, Aufstieg bis zum Frauwaal, immer den Weg Nr. 9 folgend bis zum Weiler Pinet, kurzer Abstieg immer Nr. 9, den Lichtenbergerbach überquerend bis zur Ruine Lichtenberg.
(Gehzeit: 2½– 3 Std.) Geeignet für Familien und Senioren
Öffnungszeiten
Wenn das Tor der Burgruine geöffnet ist, kann sie frei besichtigt werden. Zur Sicherung der umfangreichen Restaurierungsarbeiten und bei Fels- oder Mauerabstürzen ist der Zugang jedoch häufig untersagt.
Kostenpflichtige Führungen finden von Ende Mai bis Anfang September jeden Mittwoch von 10:00-12:00 Uhr statt (Voranmeldung unter 039 0473 616034 erforderlich).
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Führungszeiten.
Eintrittspreise
Führungen: 4 €
Bitte prüfen Sie hier die aktuellen Führungspreise.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
keine
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Kinder sind bei einer Besichtigung ständig zu beaufsichtigen, das die Teile der Ruine nicht gesichert sind.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
Eine Besichtigung durch Rollstuhlfahrer ist nicht möglich.
Bilder
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Grundriss
Grundriss Kastellatz
  1. langgestreckter Zwinger entlang der Ostseite der Burg
  2. neues Tor
  3. vermutetes altes Tor
  4. Torhalle, darüber Burgkapelle
  5. Rondell
  6. Turm an der Innenseite der Ringmauer
  7. rampenartiger Aufgang in der Vorburg
  8. großer Ostbau
  9. Turmbau an der östlichen Ringmauer
  10. inneres Burgtor und Rampengang
  11. Burghof
  12. Südbau, nur in Fundamentresten erhalten (evtl. Bergfried)
  13. Südwestbau, Wirtschaftsbau mit Vorhalle (evtl. Remise)
  14. Terrasse (evtl. Burggarten)
  15. Palas, großer Wohnbau
Quelle: Krahe, Friedrich-Wilhelm - Burgen des deutschen Mittelalters (Grundriss-Lexikon) | Augsburg, 1996 | S. 367
(durch Autor leicht aktualisiert)
Historie
Ende 12. JH wird die erste Burganlage auf Anordnung der Grafen von Tirol errichtet. Im oberen Vinschgau wollen sie ihre Herrschaftsansprüche gegen die Bischöfe von Chur sichern. Die Burg soll als strategisch günstig gelegenes Bollwerk diesem Zweck dienen.
1228 erste urkundliche Erwähnung der Herren von Lichtenberg (Rupert de Liathenerch), vermutlich Ministerialen der Tiroler, die die Burg als Lehen erhalten.
1259 übergibt Graf Meinhard II. von Tirol, zu der Zeit Lehensherr, die Burg seiner Gemahlin Elisabeth als Morgengabe.
Spätestens 1380 befindet sich die gesamte Burg im Besitz der Lichtenberger. Wilhelm von Lichtenberg erhält sie als Erblehen vom neuen österreichischen Landesfürsten Leopold III..
Um 1400 beginnt auf Veranlassung des Daniel von Lichtenberg ein Umbau der Anlage, große Teile des Palas werden mit herrlichen ritterlichen Wandmalereien ausgestattet. Dazu gehören als spätgotische Themen die Sage von Dietrich von Bern und Zwergenkönig Laurin, ein Lanzen- und ein Kolbenturnier, die Allegorie der Fortuna und des Liebeshofs sowie Jagdszenen.
1429 fällt nach dem Tod des Daniel von Lichtenberg sein Anteil an der Burg an seine beiden Töchter, Verena, Frau des Johann Spaur, und Elisabeth, Frau des Eckart von Villanders. Durch einen Richterspruch in Bozen wird die Burg zwischen Daniels Bruder Christian von Lichtenberg, Verena von Spaur und Elisabeth von Villanders aufgeteilt. Trotzdem folgen lang anhaltende Erbstreitigkeiten.
1450 überlässt Erzherzogs Sigismund nach dem Tod von Christian von Lichtenberg die Burg seinen Günstlingen, den Brüdern Bernhard und Wiguleius Gradner.
1456 werden die Gradner gestürzt und verlieren das Lehen an der Burg.
1462 werden die wieder aufgeflammten Erbstreitigkeiten um die Burg zwischen den Spaur und den Villanders auf Druck von Kaiser Friedrich III. durch Herzog Sigismund beendet. Die Söhne von Verena von Spaur erhalten die Burg als alleinige Lehensnehmer.
1464 werden die Spaur in den Freiherrenstand erhoben und dürfen fortan das Wappen der Herren von Lichtenberg mit ihrem vereinen.
1493 werden in einem "Spaunbrief" die Rechte und Pflichten zwischen den Herren von Stilfs und dem Schloss Lichtenberg festgelegt. Darin werden beispielsweise die geforderten Abgaben, Jagdverbote und Weideregeln festgehalten.
1499 kommt die Burg nach der Niederlage in der Schlacht an der Calven in große Bedrängnis, kann sich aber gegen die Bündner behaupten.
1503 wird die Burg durch Kaiser Maximilian I. an Pankraz Khuen verkauft, der seit 1492 Rat des Kaisers ist. Die Familie der Khuen-Belasi ist bis heute Besitzer der Burg. Sie lässt die Anlage erweitern und den Forderungen der Kriegskunst entsprechend sichern. So wird u.a. das große Rondell in der Nordspitze errichtet. Die Burg wird bis 1530 Hauptwohnsitz der bekannten Adelsfamilie.
1560-1586 ist Johann Jakob von Khuen-Belasi Erzbischof in Salzburg.
1630 werden die Khuen-Belasi in den Reichsgrafenstand erhoben.
Mitte des 19. Jh wir die Burg nicht mehr genutzt und verfällt relativ schnell zur Ruine.
1907-1912 werden die Fresken des Palas wegen des desolaten Zustandes der Burg abgenommen und in das Ferdinandeum nach Innsbruck gebracht.
1962 erfolgen erste Restaurierungsarbeiten durch das regionale Denkmalsamt.
1993 wird das Kuratorium Schloss Lichtenberg gegründet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Burgruine Lichtenberg zu erhalten, zu sanieren und vor dem Verfall zu retten. Nach Abschluss der bereits seit dieser Zeit anhaltenden Arbeiten soll das Schloss evtl. auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.
Quelle: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente.
Literatur
  • Trapp, Oswald (Hrsg.) - Tiroler Burgenbuch, Band 1: Vinschgau | Bozen, 2008
  • Caminiti, Marcello (dt. Riedl, Franz Hieronimus) - Die Burgen Südtirols | Calliano, 1985 | S. 270-272
  • Menara, Hanspaul - Südtiroler Burgen, Schlösser und Ansitze (Ein Bildwanderbuch) | Bozen, 1999 | S. 22-23
  • Lorenzi, Daniele - Burgen und Schlösser im Trentino und in Südtirol | Mailand/Trient | S. 157
  • Nothdurfter, Hans - Die Ruine Lichtenberg | Lana, 1995
  • Torggler, Arnim - Lebendiges Mittelalter in Südtirol | Bozen, 2010
  • Dumler, Helmut - Wanderungen zu Burgen und Schlössern ind Südtirol | München, 1991
  • Weingartner, Josef und Weingartner-Hörmann, Magdalena - Die Burgen Tirols (Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol) | Innsbruck, 1981
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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