BURG BALCUN AT (HOHENBALKEN)
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Allgemeine Informationen
Ruine einer Höhenburg auf einem Bergvorsprung östlich über dem Kloster Müstair. Die im 12. oder 13. Jhdt. gegründete Anlage war höchstwahrscheinlich ein Wohnsitz der Familie Carl von Hohenbalken, die in bischöflichen Diensten stand und mehrmals die Äbtissin des Klosters stellte. 2000/2001 wurden die erhaltenen Mauerzüge des Hauptturms und des Berings freigelegt und konserviert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 37’ 29.93“ N, 10° 27’ 39.22“ E
Höhe: 1475 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 831.410 / 168.210
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zernez im Unterengadin auf der Hauptstrasse 28 über den Ofenpass ins Val Müstair fahren und der Strasse weiter talabwärts bis zum Ort Müstair folgen. Parkplätze beim Kloster. Ab hier auf dem ausgeschilderten Wanderweg nach Balcun At zunächst auf die östliche Talseite wechseln und anschliessend dem Bergpfad hinauf zur Ruine folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Rhätischen Bahn bis nach Zernez im Engadin. Ab hier weiter mit der Postauto-Linie 811 in Richtung Mals (IT) bis zur Haltestelle Müstair, Clostra Son Jon. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
einfache Feuerstelle und Sitzbänke auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Balcun At
Quelle: Infotafel auf der Burg | überarbeitet von O. Steimann, 2019
Historie
Die Ruinen der Burg Balcun At (Hohenbalken) liegen 230 Meter über dem Talboden des Val Müstair auf einem Bergvorsprung. Der Platz überblickt das Kloster Müstair und hat direkte Sichtverbindung zu den benachbarten Burgen Rotund und Reichenberg bei Taufers (Vinschgau, IT). Bergseits ist er durch einen Halsgraben geschützt. Dieser wird von einem Felskopf überragt, auf dem einst der Hauptturm stand. Von ihm ist ein Mauerwinkel mit einer grabenseitigen Stärke von 1,47 Metern erhalten geblieben. Westlich des Turms fällt das Areal zunächst ab und mündet dann in eine breite Terrasse, die von einer Umfassungsmauer umgeben war. Talseitig ist diese noch über die volle Länge von 19,5 Metern erhalten.
Zur genaueren räumlichen Gliederung der Burganlage liegen keine Erkenntnisse vor. Auf der West- und Südseite des gibt es zwei vorgelagerte Plateaus, die einst in die Wehranlage miteinbezogen gewesen sein könnten. Und vor der Südwestecke des Berings sind noch Spuren einer Trockenmauer erkennbar, die den früheren Burgweg gestützt hat. Das Haupttor wird auf der Westseite vermutet.

Es existieren keine mittelalterlichen Schriftquellen, die einen direkten Zusammenhang mit der Burg aufweisen. Der Name, früher auch «Balcun Ault» geschrieben, bedeutet wörtlich «hoher Balkon» und könnte sich auf die geografische Lage oder ein besonderes bauliches Merkmal der Burg beziehen. Die Beschaffenheit des erhaltenen Mauerwerks mit stellenweisem Ährenverband muss aus dem 12. oder 13. Jhdt. stammen.
In unmittelbarer Nähe zum Kloster Müstair, das ebenso dem Bischof von Chur unterstellt war wie die Burgen bei Taufers, kann nur eine Adelsfamilie aus dessen direktem Umfeld eine Burg errichtet haben. Dafür kommt eigentlich nur die Familie der Carl von Hohenbalken in Frage. Sie ist zwar erst ab dem späten 14. Jhdt. klar fassbar, doch könnte der 1192 erwähnte «karolus de monastio» ein Vorfahre gewesen sein. Das bedeutende Geschlecht stellte drei Äbtissinnen des Klosters Müstair, war ab dem 15. Jhdt. auch in Maienfeld und Chur ansässig und erwarb 1567 Burg und Herrschaft Haldenstein. Kurzzeitig gehörte der Familie auch die Burg Neu-Aspermont, und mit Kaspar de Karl ab Hohenbalken stellte sie im 19. Jhdt. einen Churer Bischof. Das Geschlecht existiert noch heute.

Wann Balcun At aufgegeben wurde, lässt sich mangels archäologischer Untersuchungen nicht feststellen. Der zerklüftete und teilweise brüchige Baugrund könnte die Auflassung beschleunigt haben. Einen Hinweis darauf gibt die volkstümliche Bezeichnung «Chasté marsch» (morsche Burg) für die Anlage.
Balcun At geriet in Vergessenheit und war bis zur Jahrtausendwende nur mühsam zugänglich. Erst in den Jahren 2000/2001 wurden die heute sichtbaren Mauerreste freigelegt, dokumentiert und gesichert. Gleichzeitig wurde der Weg zur Burgruine erneuert. Heute dient sie als Wanderziel und Aussichtspunkt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Boller, Peter / Schläpfer, Walter - Sicherung der Burg Hohenbalken / Balcun At in Müstair / GR | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 6. Jhg./Nr. 1 | Basel, 2001 | S. 37-38
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 100
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 306
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 269
  • Goll, Jürg / Kaspar, Norbert - Müstair, Burgruine Balcun At | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2001 | Haldenstein/Chur, 2002 | S. 12-17
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 303
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil: Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell | Basel, 1943 | S. 371
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 65
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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