CHÂTEAU LA BÂTIAZ
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Allgemeine Informationen
Dominante Burg auf dem Felsen von Bâtiaz am Rhoneknie bei Martigny. Die Anlage, eine Gründung des Bischofs von Sion, wurde mehrfach von den Grafen von Savoyen erobert. Sichtbar sind die konservierten Ruinen des Berings mit Toranlage, des mehrteiligen Wohntrakts mit zwei speziellen Latrinenerkern und der gut erhaltene Rundturm (Donjon), der bestiegen werden kann. In und um die Burg sind verschiedenartige mittelalterliche Belagerungsmaschinen ausgestellt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 06’ 18.14“ N, 07° 04’ 08.95“ E
Höhe: 542 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 571.430 / 106.020
Kontaktdaten
L'Association pour l'aménagement et le développement du site historique de la Bâtiaz | Case Postale 58 | CH-1920 Martigny
Tel: +41 (0)79 908 65 38 | E-Mail: admin@batiaz.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei der Ausfahrt Martigny-Fully verlassen und anschliessend auf der Avenue de Fully in südlicher Richtung ins Zentrum von Martigny fahren. Beim Kreisel im Zentrum rechts abbiegen und der Rue du Léman bis zum Ortsteil Bâtiaz folgen. Parkmöglichkeiten vor Ort. Ab hier ist die Burg auf einem steilen Strässchen zu Fuss in 10 Minuten erreichbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen von Sion nach Martigny. Vom Bahnhof her zunächst in südlicher Richtung bis an die Hauptstrasse (Rue du Léman) gehen und auf dieser in Richtung Westen die Drance überqueren. Kurz nach der Brücke biegt links der markierte Wanderweg in Richtung Burg ab. Der Weg zu Fuss dauert insgesamt rund 25 Min. Alternative: Ab der Place Centrale von Martigny fährt von Mai bis Oktober der «train touristique» hinauf zur Ruine.
Wanderung zur Burg
Die ViaFrancigena führt unterhalb der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Mai, Juni, September, Oktober: Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag 11:00 - 18:00 Uhr
Juli und August: Dienstag bis Sonntag 11:00 - 20:00 Uhr
Restliche Monate bzw. Wochentage geschlossen (Stand 2022)
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant in der Burg
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss La Bâtiaz
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 73 | bearbeitet von O. Steimann, 2007/2017
Historie
Martigny und La Bâtiaz bis zum 13. Jhdt.
Octodurus, wie Martigny in römischer Zeit hiess, war in spätantiker Zeit eine strategisch wichtige Siedlung am Fuss des Grossen Sankt Bernhard-Passes, verfügte über ein Amphitheater (heute eine stattliche Ruine) und war bis ins 6. Jhdt. Bischofssitz. Obwohl die Bischöfe von Octodurus im Frühmittelalter ihren Sitz talaufwärts nach Sion verlegten, hielten sie an ihrer Vormachtstellung am Rhoneknie fest.
Bei archäologischen Untersuchungen ist man am Turmfuss der Burg La Bâtiaz auf die Fundamente eines Gebäudes gestossen, das vermutlich im 11. Jhdt. errichtet wurde und ein Vorläufer der heute sichtbaren Wehranlage gewesen sein könnte. Spätestens im 13. Jhdt. bildete La Bâtiaz das Zentrum der bischöflichen Herrschaft um Martigny.

Eroberung durch die Savoyer und Ausbau der Burg
Im Interregnum des deutschen Reiches versuchten die Grafen von Savoyen wie so viele andere Fürsten jener Zeit ihre Güter und Rechte kräftig auszubauen. Peter II. von Savoyen geriet dabei in Konflikt mit dem Bischof von Sion, weil er seine Güter im Aostatal mit jenen im Wallis zu vereinigen versuchte. Im Verlauf der Fehde eroberte der Graf 1259 die bischöfliche Burg La Bâtiaz und konnte in der Friedensvereinbarung von 1260 seinen Anspruch darauf durchsetzen.
Bis 1268 verlieb La Bâtiaz als bishöfliches Pfand im Besitz der Savoyer, welche in dieser Zeit die Anlage erweiterten und den markanten runden Donjon errichteten. Sein ursprünglicher, nur über eine Leiter erreichbarer Hocheingang befindet sich auf der Südostseite, 10 Meter über Boden. Auch der mehrteilige Wohntrakt dürfte zu jener Zeit entstanden oder zumindest erweitert worden sein. Die beiden markanten runden Aborterker an seiner Nordwestseite deuten jedenfalls auf savoyardische Baumeister hin, die auch in englischen Diensten tätig waren: Die sehr spezielle Abortform findet sich nämlich auch auf Harlech Castle in Nordwales.

Wechselnde Vormachtstellung im Spätmittelalter
Nach dem Tod Peters II. fiel La Bâtiaz an den Bischof zurück und wurde von diesem weiter verstärkt. Der Rundturm wurde 1281 unter der Herrschaft von Pierre d’Oron auf rund 30 Meter erhöht. Um die Mitte des 14. Jhdts. musste das Bistum jedoch erneut um seine Rechte in Martigny kämpfen, gegen Savoyen und Peter von Turn. Die bischofsfeindliche Partei scheint La Bâtiaz bereits erobert zu haben, als sich die kriegsmüde gewordene Bevölkerung 1350 unter den Schutz von Savoyen stellte. Der Bischof verlor damit sein Anrecht auf die Burg.
Die Grafen von Savoyen setzten zwar Beamte auf La Bâtiaz ein, unterhielten die Festung aber schlecht. Als sie sich in den Burgunderkriegen von 1475-1476 auf die Seite Karls des Kühnen und damit gegen die Eidgenossen stellten, eroberten die Oberwalliser kurzerhand die Burg und verwüsteten sie schwer. Martigny ergab sich den Siegern, La Bâtiaz geriet dadurch noch einmal in die Hände des Bischofs von Sion und wurde zumindest teilweise wieder hergerichtet.

Zerstörung von 1518 und moderne Erschliessung
Als sich im frühen 16. Jhdt. Kardinal Schiner und Georg Supersaxo um den Bischofsstuhl bekriegten, war das Schicksal der bereits verwahrlosten Burg besiegelt. 1518 drangen die Anhänger Supersaxos in die Festung ein und besetzten sie für ein halbes Jahr. Bei ihrem Abzug legten sie Feuer in den Wohngebäuden, worauf diese vollständig ausbrannten. La Bâtiaz ist seither Ruine geblieben.
Um die Mitte des 20. Jhdts. bemühte man sich, die stattlichen Überreste der bischöflichen Burg zu konservieren und mauerte sie teilweise auch neu auf. Der Donjon wurde als Aussichtsturm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1998 wurde schliesslich eine lokale Gesellschaft zur Erhaltung und Aufwertung der Ruine gegründet. Anschliessend wurden bis 2003 umfassende Restaurationsarbeiten durchgeführt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 734
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 125-128
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 31-32
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 20-22
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 133-135
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 90
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 73-74
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 122-123
  • Moret, Jean-Christophe - Die savoyischen Rundtürme, ein Netzwerk von Wehranlagen im Unterwallis | In: Bastarrechea, Aurélia et al. - Über Berg und Tal: Befestigte Anlagen im Wallis im Laufe der Zeit | Sion, 2021 | S. 93-94
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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