BILGERITURM
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Allgemeine Informationen
Einer der wenigen noch erhaltenen ritterlichen Wohntürme in der Zürcher Altstadt, dessen Fassadengestaltung allerdings neuzeitlich geprägt ist. Der Bilgeriturm entstand im 13. Jhdt. und gehörte im Laufe der Jahrhunderte vielen angesehenen Zürcher Familien. Im Lokal im Erdgeschoss versammelte Lenin im April 1917 ein letztes Mal seine Genossen, bevor er zu seiner folgenreichen Reise nach Russland aufbrach. Heute beherbergt der Turm das Restaurant «Neumarkt» und dient der Hottingerzunft als Zunfthaus.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 21.21“ N, 08° 32’ 44.16“ E
Höhe: 413 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 683.610 / 247.450
Kontaktdaten
Wirtschaft Neumarkt | Neumarkt 5 | CH-8001 Zürich
Tel: +41 (0)44 252 79 39 | E-Mail: mail@wirtschaft-neumarkt.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Kostenpflichtige Parkplätze in der Zürcher Innenstadt (z.B. Parkhaus Urania). Dem östlichen Ufer der Limmat entlang bis zum Rathaus gehen. Von hier der Marktgasse bergauf folgen und dann links in die Münstergasse einbiegen. Nach wenigen Schritten zweigt rechts der Rindermarkt ab und führt in östlicher Richtung zum Neumarkt, wo der Bilgeriturm steht (Ecke Neumarkt/Synagogengasse).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab dem Hauptbahnhof Zürich mit der Tramlinie 3 in Richtung Klusplatz bis zur Haltestelle Neumarkt fahren. Von hier in westlicher Richtung den Neumarkt abwärts bis zum Turm gehen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Das Restaurant im Erdgeschoss ist von Montag bis Samstag jeweils um 11:30-14:00 Uhr und 18:00-24:00 Uhr geöffnet (Sonntag Ruhetag).
Weitere Räume im Turm können für Bankette gemietet werden.
Eintrittspreise
Der Turm ist, ausser für Gäste des Restaurants, nur von aussen zu besichtigen.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant im Turm und mit sehr schöner Gartenwirtschaft:
www.wirtschaft-neumarkt.ch
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Bilgeriturm
Quellen: gezeichnet von O. Steimann, 2006 | Aufriss: Hoffmann, Hans / Kläui, Paul - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. V: Die Stadt Zürich, zweiter Teil | Basel 1949 | S. 74
Historie
Wie andere ritterliche Wohntürme in der Zürcher Altstadt war auch der Bilgeriturm im 13. und 14. Jhdt. der repräsentative Sitz eines adligen Ratsherrengeschlechts. Ob die Familie Bilgeri allerdings Bauherrin und erste Besitzerin des Turms war, ist sehr fraglich. Johannes Pilgrin erwarb 1276 ein «uffen dem Bache» genanntes Haus in der Stadt. Es könnte sich dabei um den Turm gehandelt haben, denn dieser stand unmittelbar am heute verschwundenen Wolfsbach und wurde später auch als «Turm auf dem Bach» bezeichnet. Dafür spricht auch, dass sich der benachbarte Grimmenturm zu jener Zeit im Besitz derselben Familie befand.
Eine Urkunde von 1309 weist den Bilgeriturm dann ein erstes Mal zweifelsfrei als Besitz der Bilgeri aus. Der damals wohl freistehende Bau bildet im Grundriss ein unregelmässiges Viereck mit Seitenlängen von 8 (Seite Neumarkt) bis 12,7 Metern (Seite Synagogengasse). Seine Grundmauern sind bis zu 0,96 Meter dick und reichen tief in den Boden, denn zur Entstehungszeit des Turms lag das Gehniveau am Neumarkt etwa 1,8 Meter tiefer als heute. Noch gut erkennbar sind die Eckverbände aus Bossenquadern und vermauerte Reste mehrerer romanischer Rundbogenfenster.

Die Bilgeri, Lehnsträger der Grafen von Habsburg-Laufenburg, sind ab 1256 in Zürich nachweisbar. Sie waren in den folgenden Jahrzehnten sehr stark im Rat der Stadt Zürich vertreten, 1336 besetzte die Familie nicht weniger als 6 der 36 Sitze. In jenem Jahr kam es in Zürich jedoch zu einem gewaltsamen Umsturz: Unter Ritter Rudolf Brun ergriffen die Handwerkszünfte die Macht. Die Bilgeri büssten ihre Machtstellung ein, vier ihrer Ratsherren wurden gar verbannt. Sie gehörten deshalb zu den unversöhnlichsten Gegnern Bruns. In der berüchtigten Mordnacht von Zürich kämpften sie 1350 auf der Seite der Verschwörer. Rudolf Bilgeri verlor im Kampf das Leben, Werner und Klaus Bilgeri wurden gefangengenommen und hingerichtet.
Einen anderen Weg wählte Werners Bruder Burkhard. Er wurde 1358 Johanniter auf der Ordensburg Alt-Wädenswil, versöhnte sich 1374 mit dem Rat von Zürich und wurde später gar Komtur zu Küsnacht. Seine Schwester Anna brachte den Bilgeriturm ihrem Mann Johann Störy mit in die Ehe.

Eine 1940 bei der Renovation des Turms entdeckte Wandmalerei mit Besitzertafel zeigt auf, dass als nächstes Jakob Mülner den Turm sein Eigen nannte. 1453 verkaufte er das Gebäude an Junker Hans Escher vom Luchs. Von dessen Tochter erbte es Anton Schenk von Landegg, der es 1508 an Jakob Grebel von Uri verkaufte. Dessen Sohn Konrad, im Bilgeriturm aufgewachsen, war nach der Reformation einer der Anführer der Zürcher Wiedertäufer.
Über Grebels Tochter Dorothea kam der Bilgeriturm um 1538 nochmals in den Besitz der Familie Escher. Weitere Eigentümer waren die angesehenen Familien Wolf und Holzhalb, bis 1742 die Schuhmacherzunft den Turm erwarb und ihr neues Zunfthaus daran anbaute. Bei diversen Umbau- und Reparaturarbeiten im 18. Jhdt. wurde auch das Aussehen des mittelalterlichen Turms stark verändert: 1742/43 wurde er inwendig völlig umgebaut, 1772/73 erhielt er einen neuen Dachstuhl, und wahrscheinlich zur gleichen Zeit wurden im dritten Obergeschoss neue Fenster ausgebrochen.

1888 kaufte der deutsche Arbeiterbildungsverein «Eintracht» die gesamte Liegenschaft, die nun zu einem Treffpunkt von Vertetern der ausländischen Arbeiterbewegung wurde. Vor der russischen Revolution verkehrten hier auch Trotzki und Lenin über längere Zeit. Bevor er seine legendäre Reise nach Russland antrat, versammelte Lenin seine Getreuen am 9. April 1917 ein letztes Mal im Bilgeriturm.
1932 erwarb die Stadt Zürich den Turm samt dem ehemaligen Zunfthaus und erwog zunächst deren Abbruch. In Letzterem wurde dann aber nach grossangelegten Umbauten 1948 das «Theater am Neumarkt» eröffnet. Der Bilgeriturm selbst dient seit 1956 der Hottingerzunft als Zunftlokal und beherbergt das Restaurant Neumarkt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Abegg, Regine et al. - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, neue Ausgabe, Bd. III.II: Die Stadt Zürich III.II, Altstadt rechts der Limmat, Profanbauten | Bern, 2007 | S. 370-381
  • Hoffmann, Hans / Kläui, Paul - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. V: Die Stadt Zürich, zweiter Teil | Basel 1949 | S. 74
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 8-9
  • Wipf, Heinrich - Bilgeriturm und Zunfthaus am Neumarkt 1267-1967 | Zürich, 1967
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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