SCHLOSS BURGDORF
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Allgemeine Informationen
Burgdorf ist die historisch bedeutendste und mächtigste Burg der Herzöge von Zähringen im Gebiet der Schweiz. Die 130 Meter lange Anlage auf einem Felsklotz über der Stadt konnte ihr mittelalterliches Aussehen weitgehend bewahren und dominiert noch heute den Zugang zum Emmental. Prägendste Bauten sind der Bergfried und der Donjon aus der Zeit um 1200. Nach einem Umbau wurde das beliebte Ausflugsziel 2020 mit einem neuen Museum, einer Jugendherberge und einem Restaurationsbetrieb wiedereröffnet.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 03' 17.68" N, 07° 37' 45.17" E
Höhe: 588 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 614.480 / 211.560
Kontaktdaten
Schloss Burgdorf | Schlossgässli 1 | CH-3400 Burgdorf
Tel: +41 (0)34 426 10 20 | E-Mail: info@schloss-burgdorf.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Kirchberg verlassen und der Kantonsstrasse 23 in östlicher Richtung nach Burgdorf folgen. Kostenpflichtige Parkplätze im Stadtzentrum.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Burgdorf ist per Bahn ab Bern oder Olten gut erreichbar. Die von weitem sichtbare Burg befindet sich in Gehdistanz zum Bahnhof (ca. 15 Min.).
Wanderung zur Burg
Die ViaJacobi und der Flüeweg Burgdorf führen an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Die Aussenräume sind jederzeit zugänglich. Für das Museum gelten folgende Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich 10:00 - 18:00 Uhr
November bis März: von Mittwoch bis Sonntag täglich 10:00 - 18:00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 14 CHF
Kinder (6 bis 16 Jahre): 6 CHF
Gäste der Jugendherberge: kostenlos
[Stand 2021]
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
Aussenaufnahmen ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant in der Burg mit gleichen Öffnungszeiten wie das Museum.
Service nach 18 Uhr nur auf Reservation.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
In der Burg befindet sich eine moderne Jugendherberge.
Infos unter: schloss-burgdorf.ch/de/jugendherberge
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
Das Musem bietet spiezelle Rundgänge für Kinder und Familien, aber auch Workshops und Führungen für Schulklassen an.
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Burgdorf
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 11 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2006
Historie
11. Jhdt: Die Anfänge unter den Grafen von Rheinfelden
Die Gegend um Burgdorf gehörte zum rudolfingischen Königreich Hochburgund, das 1032 dem Heiligen Römischen Reich angegliedert wurde. Im 11. Jhdt. besassen die Grafen von Rheinfelden hier umfangreiches Hausgut. Der markante Felsen über der Emme könnte schon damals befestigt gewesen sein und als Verwaltungszentrum gedient haben, eindeutige Beweise für diese Annahme fehlen bis heute allerdings. In den zeitgenössischen Quellen werden 1077 und 1084 Belagerungen von Burgen erwähnt, die namentlich nicht genannt werden. Es könnte sich dabei um Burgdorf gehandelt haben.

1090-1218: Die Burg der Herzöge von Zähringen
1090 traten die Zähringer das Erbe der ausgestorbenen Rheinfelder an. Als Herzog Konrad von Zähringen 1127 von König Lothar III. das Rektorat über Burgund empfing, bot sich der mächtigen Familie die Möglichkeit, hier ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet aufzubauen. Die Zähringer setzten diesen Plan mit der Gründung zahlreicher Städte und Burgen in die Tat um. Burgdorf war dabei eine Sonderrolle zugedacht. Die Grösse der um 1200 durch Herzog Bertold V. errichteten Burg lässt annehmen, dass hier die burgundische Residenz der Zähringer entstehen sollte.
Dass bereits vor 1200 auf dem Burghügel eine Festung stand, gilt heute als sicher. Die Fundamente des Torturms der Vorburg und der anschliessenden Wehrmauer stammen aus dem 12. Jhdt. Ausserdem werden bereits 1175 zähringische Dienstleute von Burgdorf erwähnt. Um die Jahrhundertwende liess Bertold V. die Anlage dann in monumentalem Stil ausbauen. Damals entstand die heutige Kernburg mit Bergfried, Donjon und einem anschliessenden Hallenbau, wie er sonst nur bei Königspfalzen üblich war. Nördlich vor der Burg erstreckte sich der sogenannte Alte Markt, wo vermutlich die Dienstleute ansässig waren und Märkte und Turniere abgehalten wurden. Bei Ausgrabungen wurde hier 1981/83 eine hochmittelalterliche Häuserzeile freigelegt.

13. und 14. Jhdt: Residenz der Grafen von Kyburg und Neu-Kyburg
1218 starb mit Bertold V. der letzte Herzog von Zähringen. Zuvor hatte er Burgdorf als Witwengut seiner Frau Clementia übertragen. Doch die Grafen von Kyburg als Haupterben kümmerte das wenig. König Heinrich (VII.) befahl ihnen 1224, Clementia freizulassen und ihr Burgdorf zu übergeben. Kaiser Friedrich II. wiederholte 1235 diesen Befehl. Doch Burgdorf blieb kyburgisch und wurde in dieser politisch unsicheren Zeit noch stärker befestigt. Die nördliche Wehrmauer wurde ausgebaut und mit Halbrundtürmen verstärkt. Ausserdem errichteten die Kyburger neue Bauten neben dem Hallenhaus und am östlichen Ende der Burg.
Nach dem Aussterben der Kyburger (1264) kam Burgdorf an Rudolf von Habsburg. Der spätere König verheiratete die kyburgische Erbtochter Anna mit seinem Neffen Eberhard, der so zum Stammvater der Grafen von Neu-Kyburg wurde. Diese Familie residierte fortan in Burgdorf, war jedoch politisch schwach und von ständigen Geldsorgen geplagt. Graf Rudolf II. von Neu-Kyburg überfiel 1382 die Stadt Solothurn und löste damit den sogenannten Burgdorfer Krieg aus. Das mit Solothurn verbündete Bern zog mit seinen Truppen nach Burgdorf und belagerte Burg und Stadt im Frühling 1383 45 Tage lang ohne Erfolg. Die Grafenfamilie hatte sich durch den Krieg jedoch so stark verschuldet, dass sie die Städte Thun und Burgdorf 1384 an Bern verkaufen musste. Der Versuch, Burgdorf kurz darauf durch einen Überfall zurückzugewinnen, schlug fehl.

15. bis 18. Jhdt: Umbauten unter bernischer Herrschaft
Die Burg wurde nun Sitz eines Schultheissen, der von Bern jeweils für sechs Jahre bestimmt wurde. Er bewohnte die riesige Anlage mit seiner Familie, einigen wenigen Burgknechten und Bediensteten. Burgdorf wurde nun auch baulich verändert. Der kyburgische Anbau am Hallenhaus wurde 1540 wieder abgerissen. Ab 1559 wurde der grosse Torturm auf den alten Fundamenten neu errichtet. 1580 erhielt der Donjon ein Treppentürmchen. Ab 1729 erbaute man schliesslich östlich des Bergfrieds ein neues Langhaus, das als Wohnhaus und Kornlager diente.
Während der Helvetischen Revolution von 1798 fürchtete der letzte Schultheiss, Rudolf von Erlach, dass die Anlage geplündert werden könnte. Er liess alle Dokumente in die nahe Kirche transportieren, doch blieb die Burg unbehelligt.

Nutzung der Burganlage nach 1800
Schloss Burgdorf diente nun vorerst als Militärspital, 1800 konnte der berühmte Pädagoge Heinrich Pestalozzi hier eine Schule einrichten. Bereits 1804 übernahm der neue Bernische Oberamtmann die Burg, auf welcher bis 2007 verschiedene Amtsstellen untergebracht waren. Bereits 1886 eröffnete man nach der Restaurierung des sogenannten Rittersaals das Schlossmuseum. Weitere öffentliche Sammlungen sind im 20. Jhdt. hinzugekommen.
Schliesslich wurde ein umfassendes neues Nutzungskonzept entwickelt. Die dafür nötigen Umbauarbeiten begannen 2017. Im Sommer 2020 konnte Burgdorf als «Schloss für alle» neu eröffnet werden. Es berherbergt seither neben dem neuen Museum auch einen Restaurationsbetrieb, ein Zimmer für Trauungen und eine Jugendherberge.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Baeriswyl, Armand - Bern oder Burgdorf: Wem gebührt die «Krone Burgunds»? | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 8. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2003 | S. 45-53
  • Baeriswyl, Armand - Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters, Bd. 30] | Basel, 2003 | S. 36-63
  • Baeriswyl, Armand / Niederhäuser, Peter - Zeugen vergangener Macht und Herrschaft: Schweizer Burgen und Schlösser vom Mittelalter bis heute [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 45] | Basel, 2017 | S. 137-138
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 64-65
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 111
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1 | Kreuzlingen, 1974 | S. 25-31
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 144-145
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 11-21
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 246-247
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 137-138
  • Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, I. Teil | Basel, 1942 | S. 64-74
  • Schweizer, Jürg - Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landband I: Die Stadt Burgdorf | Basel, 1985 | S. 78-175
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