BURG CLANX
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Allgemeine Informationen
Konservierte Grundmauern einer nur teilweise ausgegrabenen Burganlage auf einer weithin sichtbaren Hügelkuppe nördlich von Appenzell. Clanx wurde zu Beginn des 13. Jhdts. durch die Freiherren von Sax gegründet und 1289 ein erstes Mal zerstört. Bald darauf wurde die Burg durch den Abt von St. Gallen, Wilhelm von Montfort neu errichtet. Sie blieb fortan Vogteisitz, bis sie 1402 durch die aufständischen Appenzeller endgültig eingeäschert wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 20' 50.19" N, 09° 24' 39.86" E
Höhe: 1004 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 749.030 / 245.920
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab St. Gallen in südlicher Richtung auf der Teufenerstrasse (später: Hauptstrasse) über Teufen und Bühler nach Gais. Im Dorf rechts abbiegen in die Gaiserstrasse in Richtung Appenzell. Dieser Strasse bis zum Weiler Sammelplatz folgen. Hier parkieren, oder kurz nach Sammelplatz rechts in die Lehnstrasse einbiegen, dann wiederum rechts auf die Mendleweid wechseln und nach 250 Metern links auf die Weesenstrasse. Nach weiteren 450 Metern geradeaus weiter auf der Burgstockstrasse, die zum Hof «Burg» führt (kaum Parkmöglichkeiten vor Ort). Ab hier ist die Burg in 5 Min. zu Fuss erreichbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab St. Gallen mit der S-Bahn (Linie 22) in Richtung Appenzell bis zur Haltestelle Sammelplatz.
Wanderung zur Burg
Ab Sammelplatz führt ein ausgeschilderter Wanderweg in etwas mehr als 30 Min. hinauf zur Ruine.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Clanx
Quelle: Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 46 | überarbeitet von O. Steimann, 2006
Historie
Seit dem Frühmittelalter verfügte das Kloster St. Gallen über Güter und Rechte im Appenzellerland. Diese wurden bis ins Hochmittelalter soweit vermehrt und abgerundet, dass eine geschlossene Grundherrschaft entstand. Als 1204 Ulrich von Sax Abt zu St. Gallen wurde, übertrug er die Vogteirechte über das Klostergut seinem Bruder, Ritter Heinrich von Sax. Die Herren von Sax werden denn auch als Gründer der Burg Clanx betrachtet, die zu jener Zeit auf einem steilen Hügel hoch über Appenzell erbaut wurde. Die einzelnen Teile der Anlage sind bis heute schwer fassbar. Ihr Zentrum bildete offenbar ein starker Hauptturm, der unüblicherweise an der tiefsten Stelle des unebenen Burgareals erbaut wurde. Im Grundriss mass er 10,3 x 10,15 Meter, die Mauern waren 2 Meter dick.

In einer verfälschten Urkunde aus dem Kloster Pfäfers aus dem Jahr 1219/20 wird die Burg Clanx erstmals erwähnt. Der ungewöhnliche Name könnte eine Kurzform von Calanca sein, einer Burg in Graubünden, die ebenfalls den Saxern gehörte. 1236 übernahm Heinrichs gleichnamiger Enkel, der Ritter und berühmte Minnesänger Heinrich III. von Sax, die Burg. Als es nun aber 1272 in St. Gallen zu einer doppelten Abtwahl kam, riet Graf Rudolf von Habsburg dem von ihm unterstützten Abt Ulrich von Güttingen, den Saxern die Vogteirechte zu entziehen. Um 1274 verlor Heinrich III. die Burg an den habsburgtreuen Ritter Ulrich von Ramschwag. Trotzdem nannten er und seine Nachfahren sich noch bis 1286 «de Clanxis».

1277 konnte Abt Rumo von Ramstein Clanx für St. Gallen züruckgewinnen, indem er den Herren von Ramschwag dafür die Burg Blattenim Rheintal und den Hof Waldkirch übergab.
Weil der Abt den Ammann von Appenzell gefangen genommen hatte, zogen die Appenzeller im Herbst 1278 ein erstes Mal vor die Burg. Clanx hielt diesem Angriff jedoch stand, die Angreifer konnten von Entsatztruppen des Abtes vertrieben werden. Nach Rumos Tod wurde in St. Gallen der Reformabt Wilhelm von Montfort gewählt. Rudolf von Habsburg, unterdessen König geworden, stellte einen Gegenabt auf. Dieser ging zusammen mit Reichsvogt Ulrich von Ramschwag und den Appenzellern militärisch gegen Wilhelm vor: Clanx wurde 1289 sechs Wochen lang belagert und mit einer Blide beschossen. Als dies keinen Erfolg brachte, wurden Verhandlungen aufgenommen und Bestechungsgelder bezahlt. Die Besatzung erhielt freien Abzug und die Belagerer zerstörten anschliessend die Burg. Auch der Hauptturm wurde damals zum Einsturz gebracht.

Abt Wilhelm blieb in dem Konflikt dennoch siegreich und liess die Burg nach 1298 wieder aufbauen. Auf den Trümmern des alten Turms entstand ein neuer Hauptbau, vermutlich ein wehrhafter Palas. Clanx war nun wieder Sitz st. gallischer Klostervögte, nur 1344 bis 1347 war es vorübergehend an die Stadt St. Gallen verpfändet. Mittlerweile verschlechterte sich aber das Verhältnis des Abtes zu seinen appenzellischen Untertanen immer mehr. 1401 verbündeten sich diese mit der Stadt St. Gallen gegen Abt Kuno von Stoffeln und belagerten Clanx. Die Burg wurde damals offenbar kampflos übergeben, war aber schon bald wieder im Besitz des Abtes. Dieser suchte nun Hilfe bei Habsburg-Österreich, womit eine Eskalation des Konflikts herbeigeführt wurde. 1402 belagerten Appenzeller und St. Galler die Burg Clanx erneut und schossen sie ähnlich wie 1289 mit einer Blide sturmreif. Schliesslich ergab sich die Besatzung, und die Verbündeten beschlossen die Zerstörung der äbtischen Festung. Sie wurde mitsamt dem Hausrat in Brand gesteckt und blieb fortan Ruine. 1491 verkaufte die Abtei auch den Burghügel an Private.

1885 wollte man auf dem Burghügel ein Sommerrestaurant einrichten. Beim Bau des Weinkellers grub man einen Stollen im Bereich des Hauptturms, wobei mittelalterliche Keramik zum Vorschein kam. Das Restaurant wurde offenbar noch im selben Jahr durch einen Sturm zerstört. 1944 machte man sich mit Unterstützung der Armee an die Ausgrabung der historisch bedeutenden Burg und legte einige Mauern frei. Kriegsbedingt musste die Fortsetzung dieser Arbeiten aber bis 1949 aufgeschoben werden. Nun wurde die Osthälfte der Burganlage freigelegt, das Burgtor rekonstruiert und die ergrabenen Mauerzüge konserviert. Das Unternehmen musste jedoch wegen fehlender Geldmittel bald wieder abgebrochen werden. Eine wissenschaftliche Auswertung der reichhaltigen Funde erfolgte erst ab 2001. Sie umfassen Fragmente von Töpfen und Schüsseln, Ofenkacheln, Tonfiguren, Schlösser, Schlüssel, Werkzeuge, Teile von Waffen und drei steinerne Wurfkugeln. Der westliche und südliche Teil der Burganlage sind bis heute unerforscht geblieben.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 46
  • Diebolder, P. Paul - Geschichte der abt-st.gallischen Burg Clanx bei Appenzell | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 29-33
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 47
  • Fischer, Rainald - Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden | Bern, 1984 | S. 480-483
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, 1965 | S. 138-139
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 6: Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Ausserrhoden | Zürich, 1983 | S. 92-93
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 302-303
  • Obrecht, Jakob / Reding, Christoph / Weishaupt, Achilles - Burgen in Appenzell [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 32] | Basel, 2005
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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