HEXENTURM (ARCHIVTURM)
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Allgemeine Informationen
Gut erhaltener, wenn auch mehrfach umgebauter Wohnturm aus dem späten 13. Jhdt., der einst das Zentrum einer grösseren Burganlage war. Die Bezeichnung «Hexenturm» stammt aus dem 17. Jhdt., als der Turm während der Hexenverfolgungen als Kerker diente. Heute beherbergt er das Staatsarchiv des Kantons Obwalden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 53' 44.93" N, 08° 14' 36.95" E
Höhe: 475 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 661.340 / 194.170
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Sarnen, Hauptort des Kantons Obwalden, liegt 18 km südlich von Luzern an der Autobahn A8 am nördlichen Ende des Sarnersees. Der Hexenturm befindet sich am südlichen Fuss des Burghügels von Landenberg zwischen der Kirchstrasse und dem Ufer der Sarner Aa.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige direkte Bahnverbindung von Luzern nach Sarnen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hexenturm
Quelle: Gezeichnet von O. Steimann 2007 auf Basis des Katasterplans und: Obrecht, Jakob et alt. - Der Archivturm von Sarnen [Obwaldner Geschichtsblätter, Heft 17] | Sarnen, 1988 | S. 56
Historie
Der Hexenturm ist der letzte Überrest einer grösseren Anlage, der sogenannten «Unteren Burg von Sarnen». Neben dem noch gut erhaltenen Wohnturm umfasste sie vermutlich eine Ringmauer, der wiederum ein Graben vorgelagert war. Dieser ist heute westlich des Turms im Gelände noch erkennbar.
Bewohner und wohl auch Erbauer der Burg waren die Kellner von Sarnen. Sie waren Dienstleute des Klosters Murbach-Luzern und schafften im 13. Jhdt. den Aufstieg zum bedeutendsten Rittergeschlecht Obwaldens. Der «cellarius» Heinrich tritt als erster der Familie ab 1229 in verschiedenen Urkunden als Zeuge auf. Ein «minister» Rudolf erhielt 1257 von den Grafen von Habsburg-Laufenburg Güter in Sarnen übertragen. Und ein zur selben Zeit lebender Walter, wohl Rudolfs Bruder, wird im Jahrzeitbuch von Seedorf als «ammann an der brugga» bezeichnet. Dies dürfte ein Hinweis auf den Wohnsitz der Kellner bei der Aabrücke sein.

In der nächsten Generation tauchen die Ritter Niklaus und Heinrich Kellner auf. Sie waren es wohl, welche den Wohnturm erbaut haben, der dendrochronologisch auf die Jahre 1285/86 datiert werden konnte. Der Turm wurde vermutlich innerhalb einer bereits bestehenden Burganlage errichtet und weist einen drei Stockwerke hohen steinernen Sockel auf. Drüber befand sich ein hölzerner Obergaden. Der Hocheingang befindet sich heute noch auf der Ostseite.
Niklaus scheint in Sarnen residiert zu haben, während sein Bruder in Luzern ansässig wurde und es dort gar zum Bürgermeister brachte. In Obwalden gehörten die Kellner weiterhin zur lokalen Führungsschicht. Doch bald nachdem Habsburg-Österreich die hiesigen Höfe des Klosters Murbach-Luzern 1291 gekauft hatte, wurden deren lokale Verwalter neu bestellt. Die Kellner von Sarnen, als Gefolgsleute von Habsburg-Laufenburg wohl Anhänger der falschen Partei, verloren zu Beginn des 14. Jhdts. ihr Amt. Ihre Zeit in Obwalden war damit abgelaufen, zuletzt verkaufte Heinrich der Jüngere einen grösseren Eigengutkomplex 1307 dem Kloster Engelberg. Mit seinem Vetter, Junker Heinrich Kellner, starb die Familie um 1348 aus.

Nach dem Wegzug der Kellner scheint die Burg von der Familie Landenberg bezogen worden zu sein. So berichtet es zumindest das «Weisse Buch von Sarnen» aus dem 15. Jhdt.: «Nu was uf Sarnen einer von Landenberg vogt zuo des Richs handen.» Diese älteste Chronik zur Entstehung der Eidgenossenschaft beschreibt weiter, wie die Burg zur Weihnachtszeit, als der Vogt in der Kirche weilte, von den Aufständischen erobert wurde. Lange Zeit hat man diesen Text auf die benachbarte Burg Landenberg bezogen. Nach heutigem Wissensstand kann dies aber ausgeschlossen werden. Ausserdem passt die detailreiche Beschreibung der Eroberung sehr genau zum Hexenturm.

Ab dem 15. Jhdt. diente der Turm dem Land Obwalden als Gefängnis. 1470 beispielsweise wurde hier der Nidwaldner Landammann Heinrich Sulzmatter für längere Zeit eingesperrt. Im 16. Jhdt. sind Reparaturarbeiten bezeugt, später wurden hier auch die Pulvervorräte und das Staatsarchiv aufbewahrt. Weitere Umbauarbeiten, insbesondere der teure Unterhalt des Daches, werden über die Jahrzehnte immer wieder erwähnt. Spätestens 1798 wurden die Kerker im Turm, durch welche er in der Zeit der Hexenverfolgungen seinen Namen erhalten hatte, aufgehoben.
Die Burg rund um den Turm war über die Jahrhunderte verschwunden, und im 19. Jhdt. wurde das Gelände hinunter bis zur Aa neu terrassiert. Der Hexenturm sollte 1877 in ein Museum umgewandelt werden, wozu man einen neuen Zugang in die Mauern brach und mehrere alte Fenster zumauerte. Heute beherbergt er wieder das Staatsarchiv des Kantons Obwalden. Der Turm wurde 1984/85 gründlich archäologisch untersucht. Anschliessend konnte man das mittelalterliche Erscheinungsbild des Bauwerks weitgehend wieder herstellen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz | Basel, 1929 | S. 78-81
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 446
  • Durrer, Robert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden | Zürich, 1899-1928 | S. 557-562
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 93-96
  • Meyer, Werner / Obrecht, Jakob / Schneider, Hugo - Die bösen Türnli: Archäologische Beiträge zur Burgenforschung in der Urschweiz [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 11] | Olten/Freiburg i.Br., 1984 | S. 181-196
  • Obrecht, Jakob et alt. - Der Archivturm von Sarnen [Obwaldner Geschichtsblätter, Heft 17] | Sarnen, 1988
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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