BEFESTIGTE HÖHENSIEDLUNG LOPPBURG
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Allgemeine Informationen
Ehemalige befestigte Höhensiedlung auf dem Lopper, dem felsigen Geländesporn zwischen Vierwaldstätter- und Alpnachersee. Der Name «Loppburg» entstammt der älteren Literatur, die hier fälschlicherweise einen hochmittelalterlichen Stützpunkt der Habsburger angenommen hat. Sichtbar sind der exponierte Siedlungsplatz und ein konservierter Mauerzug, der vermutlich in karolingischer Zeit errichtet wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 58' 45.15" N, 08° 19' 41.45" E
Höhe: 590 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 667.680 / 203.510
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Autobahn A2 bis zur Ausfahrt Stansstad. Parkplätze im Ort vorhanden.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige direkte Bahnverbindung von Luzern nach Stansstad.
Wanderung zur Burg
Am westlichen Ufer der Seenge zwischen Vierwaldstätter- und Alpnachersee führt ein sehr steiler Weg hinauf zur Kapelle bei der Acheregg. Von hier den Wegspuren über die Wiese steil bergauf folgen, bis zum Abluftkamin des Autobahntunnels. Genaue Karte sehr zu empfehlen (Landeskarte 1:25'000, Blatt 1170).
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Loppburg
Quelle: Durrer, Robert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden | Zürich, 1899-1928 | S. 996 | gemäss den neusten Ausgrabungsergebnissen ergänzt von O. Steimann, 2008
Historie
Der Felsriegel des Lopper trennt westlich von Stansstad den Vierwaldstätter- vom Alpnachersee und bildet so seit jeher eine natürlicher Barriere auf dem Weg von Luzern in Richtung Brünigpass. Am nordöstlichen Ende des über 150 Meter nahezu senkrecht zu beiden Seen hin abfallenden Grats liegt die sogenannte Loppburg in aussichtsreicher Lage. Das etwa 60 x 20 Meter grosse, unebene Plateau ist auf der West- und Ostseite durch natürliche, möglicherweise künstlich verbreiterte Einschnitte vom Grat getrennt.

Der Chronist Ägidius Tschudi hat die Mauerreste auf dem Lopper 1532 erstmals als Rest einer Burg bezeichnet. 1884 und 1924 befasste sich dann der bekannte Nidwaldner Staatsarchivar und Kunsthistoriker Robert Durrer eingehend mit der Anlage. Er deutete sie als unvollendete Festung der Grafen von Habsburg und brachte sie mit einer Urkunde von 1238/39 in Verbindung, die im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten ein «hus ze Stannes» (Haus bei Stans) erwähnt, das eventuell geschleift werden müsse. Seither hat sich der Name Loppburg als Bezeichnung für die Anlage etabliert, obwohl durch die 2001 vorgenommenen, umfangreichen Ausgrabungen Durrers Ansichten gründlich widerlegt worden sind.

Kleinfunde weisen darauf hin, dass die Loppburg bereits im 6. Jahrtausend v.Chr. Jägern zeitweise als Rastplatz diente. Im 3. Jahrtausend v.Chr. entstand dann ein erster Siedlungplatz, wie Reste von Feuerstellen und verschiedene Steinwerkzeuge beweisen.
In der Spätbronzezeit wurde hier schliesslich eine Höhensiedlung angelegt, die von ca. 1300 bis 1050 v.Chr bewohnt wurde. Aus jener Zeit stammen umfangreiche Keramikfunde, ausserdem konnten im Südwesten des Areals eine Stützmauer zur Verbreiterung der Terrasse und im Ostteil Spuren eines Hauses nachgewiesen werden. Über die Bedeutung des Platzes in der Spätbronzezeit besteht keine Klarheit. Möglicherweise handelte es sich um einen Zufluchtsort für die Talbevölkerung in kriegerischen Zeiten, möglicherweise aber auch um einen Kontrollpunkt für die damals schon bedeutsamen Wege vom Mittelland zum Brünigpass und über die Alpen.

In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde die Loppburg zu einer befestigten Höhensiedlung ausgebaut. Zwar sind aus der Eisenzeit nur wenige Kleinfunde geborgen worden, doch stammt aus jener Epoche der durch eine Trockenmauer verstärkte Wall, der sich offenbar dem ganzen Südrand des Plateaus entlang gezogen hat. Damals dürfte die Anlage eine militärische oder zumindest eine repräsentative Funktion besessen haben. In spätantiker Zeit wurde die Loppburg offenbar nur noch in Zeiten der Not von der Bevölkerung der benachbarten Villa Alpnach aufgesucht. Bautätigkeit konnte für diese Epoche keine nachgewiesen werden.

Die mächtige, 2001 konservierte Mauerecke am nordöstlichen Rand des Plateaus – von der älteren Forschung als Rest eines hochmittelalterlichen Donjons gedeutet – gibt auch heute noch Rätsel auf. Der 12 Meter lange Mauerzug ist eher schlecht vermörtelt worden, wobei man auf dem Plateau Spuren des Sandhaufens fand, mit welchem der Mörtel angerührt worden war. Die Beschaffenheit der Mauer und die Analyse von eingemauerten Holzkohlestückchen verweisen auf eine Entstehung im 9./10. Jhdt., also in karolingischer Zeit. Da die Mauerecke nicht fortgeführt wurde, diente sie möglicherweise nur als Stützmauer für einen hölzernen Bau. Eine andere Erklärung wäre, dass die Anlage gar nie vollendet wurde. Kleinfunde aus dem Mittelalter fehlen auf der Loppburg fast gänzlich. Eine mittelalterliche Adelsburg kann hier demnach nicht existiert haben.

In der frühen Neuzeit stand im Westteil des Plateaus ein Haus auf Sockelsteinen. Seine Funktion ist nicht mehr zu rekonstruieren. Im 20. Jhdt. wurde der alte Siedlungsplatz vom Militär genutzt, das im Südhang einen Unterstand einrichtete. Den markantesten Eingriff stellt jedoch der 2002 erbaute Brandabluftkamin des unter dem Lopper hindurchführenden Autobahntunnels dar, der heute mitten im Areal steht. Vor seiner Errichtung fand die erwähnte archäologische Untersuchung statt, wobei man den westlichen Felskopf und die beiden Gräben aus Kosten- und Zeitgründen leider aussparen musste.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz | Basel, 1929 | S. 80-81
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 439
  • Durrer, Robert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden | Zürich, 1899-1928 | S. 996-1002
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 99-101
  • Kantonale Fachstelle für Archäologie Nidwalden (Hg.) - Siedlungsspuren aus fünf Jahrtausenden: Die mittelalterliche Loppburg wird zur Legende | Stans, 2006
  • Obrecht, Jakob / Gutzwiller, Paul - Die Loppburg - eine befestigte Höhensiedlung: Resultate der Ausgrabung von 2001 in einer vermeintlich mittelalterlichen Burg [Antiqua: Veröffentlichungen der Archäologie Schweiz, Bd. 42] | Basel, 2007
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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