MURATA
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Allgemeine Informationen
Die Talsperre von Bellinzona besteht nicht nur aus drei Burgen und der Stadtbefestigung, sondern auch aus einer langen Wehrmauer, die den westlichen Teil der Talsenke einst bis über den Fluss Ticino hinaus abriegelte. Ein erstes solches Bauwerk entstand bereits im 14. Jhdt. Die heute noch sichtbare Murata wurde allerdings erst in den 1480er Jahren unter den Herzögen von Mailand errichtet. 1515 wurde ihr westlicher Teil durch eine Flutkatastrophe zerstört. Erhalten und begehbar ist der noch etwa 450 Meter lange östliche Abschnitt, der an die Ringmauer des Castel Grande anschliesst.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 11' 34.50“ N, 09° 01' 11.00“ E
Höhe: 252 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.050 / 116.950
Kontaktdaten
InfoPoint Bellinzonese | Palazzo Civico | CH-6500 Bellinzona
Tel: +41 (0)91 825 21 31 | E-Mail: bellinzona@bellizonese-altoticino.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Bellinzona ist die Hauptstadt des Kantons Tessin und liegt an der Nord-Süd-Route (Autobahn A2) unweit südlich des Zusammenschlusses von Leventina und Misox. Die Murata erstreckt sich von der Westseite des Castel Grande quer durch die Stadt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die Murata liegt südwestlich des Bahnhofs Bellinzona in Fussdistanz. Sie ist entweder vom Castel Grande oder, am westlichen Ende, von der Via Carlo Salvioni her erreichbar.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Murata
Quelle: Meyer, Werner - Die Burgen von Bellinzona [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 551/552] | Bern, 1994 | hintere Umschlagklappe | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2022
Historie
Die erste Sperrmauer aus dem 14. Jhdt.
Bellinzona mit seinen Befestigungsanlagen war seit der Antike strategisch von grosser Bedeutung, weil es möglich war, hier den südlichen Zugang zu diversen Alpenpässen zu kontrollieren. Eine eigentliche Sperranlage quer durch das Tal des Ticino scheint aber bis ins Spätmittelalter nicht bestanden zu haben. Wann die Fläche zwischen dem Castel Grande und dem Flussufer erstmals mit einer Mauer befestigt wurde, konnte bis heute nicht restlos geklärt werden. Die jüngere Forschung geht davon aus, dass eine erste gemauerte Talsperre im 14. Jahrhundert unter der Herrschaft der Visconti von Mailand entstanden ist. 1354 wurde bei der Stadt Como ein grösseres Darlehen für den Bau einer Mauer in Bellinzona aufgenommen.
Bereits diese erste Murata erstreckte sich vom Castel Grande über rund 850 Meter bis zum Ufer des Ticino. Sie war 0,85 Meter dick und etwa 4,5 Meter hoch. Gemäss einer Beschreibung von 1457 war sie zudem mit 16 kleinen Türmen («turricelle») und 296 Zinnen ausgestattet, was darauf schliessen lässt, dass Letztere nur auf der Nordseite existierten. Damit war das gesamte Bauwerk klar als Abwehr gegen die kriegerischen Eidgenossen ausgerichtet. Dort, wo später der Portone errichtet wurde, verfügte auch diese erste Mauer über einen Durchgang.

Die zweite Murata aus den 1480er Jahren
Um die Mitte des 15. Jhdts. war diese ältere Murata bereits baufällig geworden. 1464 stürzte ein Teilstück nahe dem Castel Grande ein. Und als es 1478 wieder zum Krieg mit den Eidgenossen kam, konnten die Angreifer sie in Flussnähe durchbrechen und so Bellinzona von zwei Seiten her belagern. Zwar blieb diese Belagerung erfolglos, doch in den folgenden Jahren machten sich die Herzöge von Mailand aus der Familie Sforza trotzdem daran, den ganzen Ort noch stärker zu befestigen. Gemäss den Schriftquellen wurde die Murata in den Jahren 1487 bis 1489 neu erbaut. Bauhistorische Untersuchungen haben gezeigt, dass dabei noch bestehende Mauerteile in den Neubau integriert wurden.
Von diesem jüngeren Festungswerk ist heute noch knapp die Hälfte erhalten. Es beginnt an der Westecke des Castel Grande, folgt einer Felsrippe hinunter in die Ebene und führt dann mit wenigen Richtungsänderungen hin zum Fluss und zur westlichen Talflanke. Die Murata besteht aus einer Doppelmauer mit einem rund zwei Meter breiten, überwölbten Zwischenraum. Dieser lange Gang verfügt beidseitig über Schiessscharten für Handfeuerwaffen und leichte Geschütze. Darüber befindet sich der sehr breite Wehrgang mit Zinnen und Maschikuli. Etwa alle 150 Meter war die Murata mit Türmen ausgestattet, wovon zwei runde Bauwerke noch erhalten sind. Zwischen ihnen befand sich ein Torturm (Portone). Wie die Befestingsanlagen am Fluss ausgesehen haben, lässt sich nur noch teilweise nachvollziehen. Der Ticino wurde an dieser Stelle von einer befestigten Brücke (Ponte della Torretta) überquert. Am Westufer stand ein weiterer Wehrturm (Torretta), der den schmalen Raum zwischen Fluss und Berghang kontrollierte.

Zerstörung und teilweiser Abbruch
Ab 1500 unterstand Bellinzona endgültig der Eidgenossenschaft. Doch unter den neuen Herren konnte die mächtige Sperrmauer ihre Funktion nur noch wenige Jahre erfüllen. 1513 kam es im Bleniotal zu einem grossen Bergsturz, in dessen Folge sich bei Malvaglia ein natürlicher Stausee bildete. Im Frühling 1515 brach dessen Damm, und gewaltige Wasserfluten sorgten in der südlichen Leventina für Tod und Zerstörung. Bei dieser Überschwemmung wurden auch die Ponte della Torretta und ein etwa 150 Meter langes Stück der Murata weggerissen. Auf einen Wiederaufbau wurde verzichtet, und in späteren Jahren wurden weitere Teile der Mauer abgebrochen.
Zur Torretta hinüber liess der noch junge Kanton Tessin um 1813 eine neue Brücke bauen. Schon wenige Jahre später wurde die Torretta selbst aber leider abgebrochen. 1867 beseitigte man auch den Portone, an dessen Stelle heute eine breite Lücke in der Mauer klafft, über die nun eine Passerelle führt. Erste Erhaltungsarbeiten wurden 1936 in Angriff genommen. Eine gründliche Sanierung der Murata erfolgte etappenweise in den Jahren zwischen 1974 und 1993. Dabei wurden auch bauhistorische Untersuchungen durchgeführt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Clemente, Emilio - Castelli e torri della Svizzera Italiana | In: Bollettino storico della Svizzera Italiana, Bd. 86/Heft 1 | Bellinzona, 1974 | S. 16-17
  • Donati, Pierangelo - La Murata di Bellinzona | In: Bollettino dell’Associazione archeologica ticinese, Bd. 5 | Lugano, 1993 | S. 6-12
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 291-295
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 23-25
  • Meyer, Werner - Die Burgen von Bellinzona [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 551/552] | Bern, 1994 | S. 44-48
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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