SCHNABELBURG
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Allgemeine Informationen
Konservierte Ruine einer Höhenburg auf einem exponierten Gipfel der Albiskette, direkt neben dem alten Passübergang über die Schnabellücken. Die Anlage diente im 13. Jhdt. einem Zweig der Freiherren von Eschenbach als Wohnsitz. Nach der Beteiligung von Walter IV. von Eschenbach-Schnabelburg am Mord an König Albrecht I. von Habsburg wurde die Burg im Sommer 1309 durch die Habsburger belagert und geschleift. Gegen Ende des 14. Jhdts. wurde sie ganz aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 15’ 47.94" N, 08° 32’ 00.12“ E
Höhe: 861 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 682.850 / 235.290
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Zürich der Hauptstrasse 4 (Sihltalstrasse) in südlicher Richtung bis nach Adliswil folgen. Unmittelbar nach dem Ortszentrum rechts in Richtung Albispass abbiegen und der Albisstrasse bis hinauf zur Passhöhe folgen (kostenpflichtige Parkplätze). Nun dem Albis-Höhenweg in südöstlicher Richtung über die Hochwacht zur Schnabelburg folgen (ca. 40 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich mit der S-Bahn (S2 in Richtung Unterterzen) bis nach Thalwil. Ab hier weiter mit der Postautolinie 240 in Richtung Hausen am Albis, bis zur Haltestelle Albispasshöhe. Nun dem Albis-Höhenweg in südöstlicher Richtung über die Hochwacht zur Schnabelburg folgen. Alternativ kann man mit dem Postauto bis zur Haltestelle Tüfenbach weiterfahren. Von hier in östlicher Richtung zu den Schnabellücken aufsteigen und dann links abbiegen zur Schnabelburg.
Wanderung zur Burg
Der Zürich-Zugerland-Panoramaweg führt am Burghügel vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Picknickplatz mit Feuerstelle auf dem Burggelände
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schnabelburg
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Band 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 75 | bearbeitet von O. Steimann, 2002
Historie
Die Schnabelburg ist eine Gründung der Freiherren von Eschenbach, die ihren Stammsitz am Reussufer im heutigen Kanton Luzern hatten. Die Familie taucht in der 2. Hälfte des 12. Jhdts. im Gefolge des Kaiserhofs und der Herzöge von Zähringen auf. Noch vor 1200 wurde sie von den Zähringern mit den Gebieten der Reichsvogtei Zürich zwischen Zürichsee und Reusstal belehnt. Dazu gehörten auch ausgedehnte Gebiete um die Albiskette, die bei den Schnabellücken von einem vielbegangenen Saumpfad überquert wurde. Bei diesem Passübergang legten die Herren von Eschenbach auf einer allseits steil abfallenden Bergkuppe die Schnabelburg als neues Verwaltungszentrum an. Bereits 1185 nannte sich Walter I. erstmals nach der neuen Burg. Ob es sich dabei wirklich um die heute sichtbare Ruine gehandelt hat, ist in der Forschung umstritten. Die gründliche archäologische Untersuchung der Anlage hat ergeben, dass die Burg wohl erst im 13. Jhdt. besiedelt war und ziemlich hastig erbaut wurde. Allerdings sind bisher nirgendwo im näheren Umfeld Spuren einer Vorgängeranlage gefunden worden.

In der nächsten Generation der Eschenbacher heiratete Walter II. Ita von Oberhofen und begründete damit einen neuen Familienzweig im Berner Oberland. Sein Bruder, Berchtold I., liess sich hingegen auf der Schnabelburg nieder. Als 1218 der letzte Zähringer Herzog starb, büssten die Herren von Eschenbach-Schnabelburg viel von ihrer Machtposition ein, es begann ein langsamer wirtschaftlicher Abstieg. 1270 kam es zu einer Neuverteilung des Besitzes innerhalb der Familie. Dabei übergaben die Erben von Berchtold I. um 1270 die Schnabelburg an die Oberhofner Linie. Neuer Burgherr wurde Berchtold III. von Eschenbach. Es ist nicht auszuschliessen, dass erst unter ihm die heute noch sichtbare Burganlage errichet worden ist.

Berchtold III. war ein treuer Anhänger von König Rudolf I. von Habsburg. Er kämpfte auch in der Entscheidungsschlacht auf dem Marchfeld 1278 mit Rudolf gegen Ottokar von Böhmen. Ebenso war er im Gefolge von Rudolfs Sohn Albrecht I. zu finden, als sich dieser 1298 gegen König Adolf von Nassau auflehnte. Es ist möglich, dass der Eschenbacher Ritter in der Entscheidungsschlacht bei Göllheim gefallen ist, denn er verschwindet zu jener Zeit aus den Urkunden.
Berchtold III. hinterliess offenbar einen beträchtlichen Schuldenberg, denn sein ältester Sohn, Walter IV. von Eschenbach-Schnabelburg, war schon bald darauf zu zahlreichen Verkäufen von Gütern und Rechten gezwungen. 1306 mussten er und seine Brüder ihren ganzen Besitz im Berner Oberland an König Albrecht I. von Habsburg veräussern. Nun veränderte sich das Verhältnis zum Habsburger radikal. Walter IV. tat sich aus nicht restlos geklärten Gründen mit Johann von Schwaben, Rudolf von Wart, Rudolf von Balm und Konrad von Tegerfelden zusammen, um den König zu ermorden. Das berühmte Attentat wurde am 1. Mai 1308 im aargauischen Windisch erfolgreich ausgeführt, wobei Walter die Zügel des königlichen Pferdes festgehalten haben soll.

Walter IV. und sein Bruder Mangold stellten noch im Frühjahr 1309 eine Urkunde auf der Schnabelburg aus. Doch die habsburischen Herzöge rüsteten bereits zum Rachefeldzug, und die Königsmörder wurden mit der Reichsacht belegt. Nachdem sie bereits die Städtchen und Burgen von Eschenbach und Maschwanden im Reusstal zerstört hatten, begannen die Habsburger im August 1309 mit der Belagerung der Schnabelburg. Rund um den Burghügel finden sich an fünf Stellen künstliche Terrassierungen, die teilweise durch Gräben geschützt sind und untereinander Sichtverbindung haben. Wahrscheinlich handelt es sich um Überreste der Belagerung, bei der die Burg offenbar vollständig eingeschlossen wurde. Die Festung wurde erobert und geschleift, die Besatzung enthauptet. Walter IV. entkam dem Gemetzel, denn noch 1310 taucht er in Urkunden auf. Einer unsicheren Quelle zufolge soll er danach in Süddeutschland als Hirte gelebt haben. Sein Bruder Mangold starb 1338.
Die Schnabelburg wurde 1309 nicht sehr gründlich zerstört. Die Keramikfunde weisen darauf hin, dass Teile der Festung nach 1309 wieder hergerichtet und noch bis gegen Ende des 14. Jhdts. bewohnt worden sind – von wem, ist allerdings unbekannt. Danach zerfiel die Burg endgültig.

1870, 1899 und 1914 fanden erste Grabungen statt, die den Kenntnisstand zur Burg aber kaum verbesserten. 1955 wurde das Burgareal schliesslich umfassend archäologisch untersucht. Dabei hat man festgestellt, dass ein massiver Wohnturm im nördlichen Teil des Areals der zentrale Bau der Anlage war. Ausserdem umschloss ein starker Bering nahezu die ganze Bergkuppe. Der Hof war unterteilt durch weitere Gebäude, deren Funktion nicht mehr in jedem Fall nachvollzogen werden kann. Das Burgtor befand sich auf der Westseite. Ein quadratisches Mauerfundament im Südteil der Anlage wird als Rest eines Backofens gedeutet. Bis heute ungeklärt ist hingegen die Frage der Wasserversorgung.
Nach Abschluss der Ausgrabung wurde die Ruine konserviert und an vielen Stellen neu aufgemauert, um den Grundriss besser erkennbar zu machen. 2011/2012 wurde die Burg, die der Stadt Zürich gehört, letztmals umfassend saniert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Baumann, Ernst et alt. - Adel und Burgen im Knonauer Amt [Neujahrsblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern 2010] | Affoltern am Albis, 2010 | S. 22-25
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 796
  • Boesch, Gottfried - Die Freiherren von Schnabelburg | In: Blätter der Vereinigung Pro Sihltal, Nr. 7/1957 | S. 17-24
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 102-104
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Band 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 74-75
  • Meyer, Werner - Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.: Historische und archäologische Befunde | Vortragsmanuskript Château Gaillard | Graz, 1998
  • Schneider, Hugo - Die Burgen und ihre Bewohner | In: Drack, Walter et alt. - Der Üetliberg | Zürich, 1984 | S. 53-80
  • Schneider, Hugo - Die Schnabelburg: Ein Beitrag zur schweizerischen Burgenkunde | In: Blätter der Vereinigung Pro Sihltal, Nr. 7/1957 | S. 2-16
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 109-110
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 365
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