TORRE DEI PEDRINI
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Allgemeine Informationen
Gut erhaltener, schlanker Wohnturm aus dem 13. Jhdt. am südöstlichen Dorfrand von Chironico. Das Bauwerk gilt als Wohnsitz der ab 1268 erwähnten Herren della Torre di Chironico. Nach dem Übergang an Mailand wurde es im 15. Jhdt. umgebaut und erhöht. In der frühen Neuzeit gehörte der Turm der Patrizierfamilie Pedrini, deren Name auf ihn übergegangen ist.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 25’ 21.60“ N, 08° 50’ 39.00“ E
Höhe: 784 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 708.045 / 142.225
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Gotthard-Autobahn (A2) bei der Ausfahrt Faido verlassen und der Hauptstrasse 2 in südlicher Richtung bis nach Lavorgo folgen. Nach dem Ortsausgang und der Unterquerung der Bahnlinie rechts abbiegen und der Hauptstrasse 410 über Nivo bergauf bis nach Chironico folgen. Der Turm befindet sich gut sichtbar am südöstlichen Dorfrand. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bellinzona mit der Bahn bis nach Lavorgo. Ab hier mit der Buslinie 123 bis nach Chironico, Paese. Der Turm befindet sich wenige Schritte südlich der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
Die 14. Etappe der ViaGottardo führt direkt am Turm vorbei.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Torre dei Pedrini
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022
Historie
Wohnsitz der Familie della Torre di Chironico
Der sechsstöckige, schlanke Torre dei Pedrini überragt mit einer Höhe von rund 18 Metern die Häuser im Dorfzentrum von Chironico. Entstanden ist er vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. als Wohnsitz der Herren della Torre di Chironico. Sie werden 1268 mit einem «Johannes de lature de Curonico» erstmals erwähnt. Möglicherweise bildete das Geschlecht eine Seitenlinie der Herren von Giornico, die im 12. und 13. Jhdt. zu den einflussreichsten Familien in der unteren Leventina zählten.

Der Turm im 13. Jhdt. und 14. Jhdt.
In seiner ersten Bauphase zählte der Turm nebst dem Kellergeschoss nur vier oder fünf Stockwerke. Sein Grundriss bildet ein Quadrat mit 5,4 Metern Seitenlänge. Errichtet wurde er aus Bruchsteinen, mit Ausnahme der Eckverbände, die aus exakt zugehauenen Bossenquadern bestehen. Stellenweise lässt sich heute an den Wänden noch der Originalverputz mit Fugenstrich (Rasa pietra) erkennen. Der ursprüngliche Hocheingang befand sich auf der Nordwestseite, während im vierten Stockwerk eine weitere Türöffnung auf eine Laube führte. Deren Kragsteine sind noch vorhanden. Schüttsteinöffnungen, Wandnischen sowie Reste einer Feuerstelle und eines Aborterkers weisen noch auf die einstige Wohnfunktion des Bauwerks hin. Ob es im Mittelalter von einer Ringmauer oder Ökonomiegebäuden umgeben war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Übergang an Mailand
Als um 1350 die Visconti von Mailand ihre Macht bis in die Leventina ausdehnen konnten, kam auch der Turm von Chironico unter mailändische Herrschaft. Die Familie della Torre konnte sich noch einige Zeit hier halten, verschwindet aber um 1400 aus den Urkunden. In der Folge wurde der Turm verändert: Im frühen 15. Jhdt. wurden zwei Schmalscharten zu kreuzförmigen Schiesslucken für Hakenbüchsen umgebaut. Ausserdem wurde der Bau auf sechs Stockwerke erhöht.
In den Kämpfen zwischen Uri und Mailand um die Vorherrschaft über die Leventina spielte der Torre allerdings keine Rolle. Als 1441 die Urner die Oberhand gewannen, waren mit ihm bereits keinerlei herrschaftliche Rechte mehr verbunden.

Veränderungen in nachmittelalterlicher Zeit
Später erhielt der Turm einen ebenerdigen Zugang auf der Nordwestseite, über dessen Portal ein Fresko mit einer Mariendarstellung aus dem späten 15. Jhdt prangte. Zu seinem heutigen Namen kam das Bauwerk dann in der frühen Neuzeit, als es sich im Besitz der Patrizierfamilie Pedrini befand. Es folgten weitere Umbauten: So wurde das oberste Stockwerk teilweise wieder abgebrochen und mit einem Satteldach gedeckt, durch das entlang der Traufseiten Zierzinnen stossen.
Die Zeichnungen, die der Kunsthistoriker Johann Rudolf Rahn im späten 19. Jhdt. vom Torre dei Pedrini anfertigte, zeigen ihn noch ohne den nordwestseitigen Anbau. Dieser wurde dem Turm erst in jüngster Zeit angegliedert, wobei das Madonnenbild nun über dem neuen Zugang angebracht wurde. Eine Gesamtrestauration der Anlage erfolgte 1977.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Turm
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 612
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 90-91
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 18-20
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 109-110
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 26-27
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 78
  • Rahn, Johann Rudolf - Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, Canton Tessin | In: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, 24. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1891 | S. 497-499
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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