SCHLOSS WARTENSEE
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Allgemeine Informationen
Die um die Mitte des 13. Jhdts. durch die Ritter von Wartensee gegründete Burg bestand im Spätmittelalter aus drei Wohntürmen. Von diesen ist heute vor allem der mittlere und älteste Turm noch gut erhalten, während die meisten anderen Bauten über die Jahrhunderte stark verändert wurden. Das Schloss war der Stammsitz der einflussreichen Ostschweizer Familie Blarer von Wartensee. Heute beherbergt es einen Hotelbetrieb.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 28' 18.00" N, 09° 31' 50.62" E
Höhe: 555 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 757.700 / 259.980
Kontaktdaten
Schloss-Hotel Wartensee | Wartensee 1 | CH-9404 Rorschacherberg
Tel: +41 (0)71 858 73 73 | E-Mail: schloss@wartensee.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Meggenhus verlassen und anschliessend der Kantonsstrasse 7 bis nach Rorschach folgen. Im Zentrum rechts abbiegen und zunächst auf der Heidenerstrasse, dann auf der Thalerstrasse in Richtung Rorschacherberg fahren. Beim Restaurant «Bernerhüsli» zweigt rechts die Linkolnbergstrasse ab und überquert kurz darauf die A1. Dieser Strasse rund 700 Meter bis zum Schloss folgen. Besucherparkplätze vorhanden.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen von St. Gallen nach Rorschach. Ab hier mit der Appenzellerbahn in Richtung Heiden bis zur Haltestelle Wartensee.
Wanderung zur Burg
Wartensee liegt auf der ersten Etappe des Rheintaler Höhenwegs.
Öffnungszeiten
Aussenbesichtigung jederzeit möglich, Innenbesichtigung nur für Gäste des Hotels.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
siehe unten
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Das Schloss beherbergt seit 2013 ein Hotel:
www.wartensee.ch
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wartensee
Quelle: Albertin, Peter - Schloss Wartensee ob Rorschach SG: ein Beitrag zur baugeschichtlichen Entstehung und Bedeutung | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 2. Jhg./Nr. 1 | Basel, 1997 | S. 3 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2014
Historie
Wartensee – der Name ist Programm. Auf einer Anhöhe rund 160 Meter über dem Bodensee, an einem alten Weg von St. Gallen ins Rheintal, steht die ehemalige Adelsresidenz und gewährt einen grossartigen Ausblick über das «Schwäbische Meer». Ihren Kern bildet ein gut erhaltener Wohnturm, gebaut aus dem lokalen Sandstein, der im Grundriss 11,6 x 9,4 Meter misst. Seine maximale Mauerstärke beträgt 2,4 Meter. Dank dendrochronologischer Datierung konnte ermittelt werden, dass er um 1243 errichtet wurde, wohl durch den 1264 erstmals erwähnten Ritter «Henricus de Wartinse». Dieser Heinrich war ein Ministeriale der Reichsabtei St. Gallen.
Mit Konrad von Wartensee starb 1372 der letzte männliche Vertreter der Familie. Seine beiden Töchter heirateten zwei Brüder aus dem Geschlecht der Blarer aus St. Gallen. Die Nachkommen der Klara von Wartensee nannten sich deshalb «Blarer von Wartensee». Dieser Familienzweig sollte bis 1691 im Besitz der Burganlage bleiben.

Wartensee entwickelte sich über die Jahrhunderte von einer einfachen Turmburg zu einer mehrteiligen Residenz mit insgesamt drei Wohntürmen und einem Palas. Nur unweit westlich der noch erhaltenen Anlage zeichnen sich im Gelände die Fundamente des ehemaligen Westturms ab. Er stand ausserhalb der Kernburg und dürfte im späten 13. oder frühen 14. Jhdt. entstanden sein. Einige Jahrzehnte später wurde am östlichen Ende des Burghügels ein drittes turmartiges Gebäude errichtet, dessen Mauerwerk noch im heutigen Osttrakt enthalten ist. Die Datierung originaler Holzbalken ergab als Baujahr 1394. Anlässlich einer Erbteilung werden 1399 auch tatsächlich eine neue und eine mittlere Burg explizit erwähnt. Um dieselbe Zeit wurden der mittlere und der östliche Turm durch einen Bering miteinander verbunden. Damals wurde auf der Westseite auch ein Halsgraben ausgehoben und das heute noch sichtbare, aber zugemauerte Burgtor angelegt.
Um 1451 wurde im Burghof ein Palas errichtet, der die Anlage komplettierte. Ab dem späten 15. Jhdt. muss auf Wartensee auch eine Burgkapelle existiert haben, denn Wilhelm und Hans Jakob Blarer von Wartensee stifteten 1497 im benachbarten Buchen eine Kaplanei. Der Kaplan hatte wöchentlich auf Wartensee eine Messe zu lesen.

Im ausgehenden Mittelalter stiegen die Blarer von Wartensee zu einer der mächtigsten Familien in der Region auf. Ihre Herrschaft umfasste den östlichen Rorschacherberg, sowie mehrere Höfe im Rheintal und im Fürstenland. Diethelm Blarer von Wartensee wurde 1530 Fürstabt von St. Gallen, sein Neffe Jakob Christoph 1575 Bischof von Basel.
1557 kam es zu einer grossen Erbteilung unter vier Brüdern. Drei von ihnen teilten sich die Gebäude der alten Burg, während der vierte, Caspar Blarer von Wartensee, sich auf einem Hügel näher am See das Schloss Wartegg als neue Residenz erbaute.
Wartensee wurde nach der Erbteilung umgestaltet und modernisiert. Um 1600 verlor der älteste Wohnturm seinen hölzernen Obergaden. Auch der Palas erhielt eine neue Bedachung und wurde mit dem Turm direkt verbunden, der Zwischenraum mit neuen Wohngeschossen ausgefüllt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch das Burgtor von der West- auf die Nordseite verlegt.

Die Familie der Blarer von Wartensee existiert bis heute – doch der am Rorschacherberg ansässige Zweig starb gegen Ende des 17. Jhdts. aus. Durch Heirat gelangte Wartensee 1691 an Hafner von Biggelschiess aus Luzern. Von dessen Erben erwarb die Familie Segesser von Brunegg 1719 die Burganlage, bevor sie 1757 für 12'000 Gulden in den Besitz der Abtei St. Gallen wechselte. Nach der Aufhebung des Klosters kam es im frühen 19. Jhdt. zu einigen raschen Besitzerwechseln, bis 1843 der englische Komponist und Baron Robert Lucas Pearsall of Willsbridge Wartensee erwerben konnte.
Von der Romantik geprägt, macht sich der neue Besitzer an eine grundlegende Umgestaltung der Burganlage. Damals bereits nicht mehr existent war der westliche Wohnturm, der im Laufe des 18. Jhdts. abgebrochen worden sein muss. Pearsall baute die Kernburg mit Palas, mittlerem und östlichem Turm zu einer neugotisch geprägten Schlossanlage um und versah diese mit einer neuen «Wehranlage». Diese umfasst das heutige Schlosstor auf der Westseite, eine Wehrmauer mit Zinnen sowie je einen kleinen Turm auf der West- und der Südostseite. Die mittelalterlichen Bauten erhielten fast durchgehend neue Fenster und wurden mit Scharten und Treppengiebeln versehen. Auch die Umgebung wurde in eine durchkomponierte Parkanlage umgestaltet.

Nachdem Pearsall 1856 gestorben war, konnte sein Sohn Robert das kostspielige Schloss nicht mehr lange halten. Er ging konkurs, und Wartensee wurde 1858 zwangsversteigert. Nun wechselten sich die Besitzer wieder in rascher Folge ab, darunter Barone, Kunstmaler, Bauspekulanten. 1885 fiel der Osttrakt einem Brand zum Opfer und musste teilweise neu aufgebaut werden. Aber auch sonst verwahrloste das Schloss immer mehr. 1933 wurde aus dem Anwesen ein Missionshaus der Franziskanerinnen, ab 1955 gehörte es dem Verein Ostschweizerische Evangelische Heimstätte Wartensee. Dieser baute die Anlage erneut um, der ehemalige Burghof wurde nun durch einen neuen Zwischentrakt ausgefüllt.
1984 ging Wartensee in den Besitz der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen über und diente als Tagungszentrum. In dieser Zeit erfolgte eine umfassende Renovation (1994-1996), die von einer gründlichen Bauuntersuchung begleitet wurde. Nach einem erneuten Besitzerwechsel wurde Schloss Wartensee zum Hotel umgebaut und im Frühling 2013 neu eröffnet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Albertin, Peter - Schloss Wartensee ob Rorschach SG: ein Beitrag zur baugeschichtlichen Entstehung und Bedeutung | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 2. Jhg./Nr. 1 | Basel, 1997 | S. 1-30
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 484
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 175-176
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 1. Teil [47. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1907 | S. 26
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2: St. Gallen, Appenzell, Fürstentum Liechtenstein | Kreuzlingen, o.J. | S. 118-120
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 271
  • Olgiati, Rodolfo - Schloss Wartensee | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 114-116
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 140-141
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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