BURG FREUDENAU
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Allgemeine Informationen
Die aus einem Dinghof des Klosters Säckingen hervorgegangene Burg Freudenau am östlichen Aareufer war im späten 13. Jhdt. ein wichtiger Warenumschlagplatz mit Brückenzoll. Im 14. Jhdt. verlor die Anlage jedoch stark an Bedeutung und wurde um 1415 durch Zürcher Truppen zerstört. Sichtbar sind die konservierten Reste von Umfassungsmauer, Ökonomie- und Wohnbauten sowie der wegen Unterspühlung schräg stehende Stumpf des Wohnturms.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 30' 44.34" N, 08° 14' 02.20" E
Höhe: 331 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 659.910 / 262.700
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Baden auf der Kantonsstrasse 3 (Bruggerstrasse) in nordwestlicher Richtung verlassen und gleich nach der Stadt die Limmat auf der Siggenthalerbrücke überqueren. Nun links abbiegen und auf der Landstrasse durch Ober- und Untersiggenthal in Richtung Würenlingen fahren. Wo die Landstrasse auf die Kantonsstrasse 5 trifft in Richtung Stilli abbiegen. Unmittelbar vor der Aarebrücke folgt rechts der Strasse ein Parkplatz. Von hier sind es nur noch wenige Schritte bis zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Baden mit der S-Bahn (Linie 27) in Richtung Waldshut bis zur Station Siggenthal-Würenlingen. Ab hier dem markierten Wanderweg nach Stilli in südlicher Richtung bis zur Aarebrücke folgen. Noch vor der Brücke auf den Uferweg wechseln, der in südlicher Richtung nach wenigen Metern zur Burganlage führt.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle im Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Freudenau
Quelle: Baumann, Max / Frey, Peter - Freudenau im untern Aaretal: Burganlage und Flussübergang im Mittelalter | Untersiggenthal, 1983 | S. 66 | bearbeitet von O. Steimann, 2003
Historie
Im Hochmittelalter gehörte das Kloster Säckingen zu den wichtigsten Grundherren im unteren Aaretal und war auch an einer Fähre beteiligt, welche die beiden Ufer bei Roost, unmittelbar nach der Einmündung von Reuss und Limmat, miteinander verband. Im 12. Jhdt. liess das Kloster am östlichen Flussufer weite Flächen roden und auf der Freudenau einen Dinghof anlegen. Dieser erste Vorläuferbau der nachmaligen Burg bestand aus einem mehrstöckigen Steinhaus, das mit einem Ofen ausgestattet war. Welche klösterlichen Dienstleute hier wohnten, ist unklar. In Frage kämen die Meier von Siggenthal.

Vermutlich um 1240 ging Graf Rudolf IV. von Habsburg (später König) als Schutzvogt von Säckingen daran, aus Freudenau einen befestigten Platz mit verkehrspolitischer Bedeutung zu machen. Es ist davon auszugehen, dass zunächst ein habsburgischer Dienstmann, eventuell der später mehrfach in Freudenau erwähnte Diethelm Schenk von Habsburg, den alten Dinghof kaufte und vom Kloster als Lehen empfing. Er errichtete neben dem bestehenden Haus weitere Gebäude und eine halbkreisförmige Umfassungsmauer. Graf Rudolf liess in Freudenau eine Brücke über die Aare bauen und errichtete innerhalb des befestigten Areals einen starken Wohnturm. Dieser mass im Grundriss ca. 10,6 x 11,2 Meter bei einer Mauerstärke von 2,7 Metern. Brücke und Turm übergab Rudolf IV. als Lehen an seinen Dienstmann. Und 1249 verlieh König Konrad IV. dem Habsburger für Freudenau das Recht, einen Brückenzoll zu erheben.

In der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. erreichte Freudenau als Zoll- und Warenumschlagplatz den Höhepunkt seiner Bedeutung. Es wurden weitere Bauten errichtet, so dass die Burg Wohnfläche für rund 50 Personen bot. Sie verfügte ausserdem über viele Kellerräume, die wohl als Warenlager dienten. Die Habsburger stellten verschiedentlich Urkunden in Freudenau aus. Über die Dienstleute, die hier lebten, ist allerdings nichts bekannt. In der ersten Hälfte des 14. Jhdts. wurde die Brücke aufgegeben und wieder durch eine Fähre bei Roost ersetzt. Damit schwand die Bedeutung der Burg.

1361 empfing Junker Lütold III. zum Tor von Herzog Leopold III. von Habsburg-Österreich die Burg Freudenau als Lehen. Nun wurde die Anlage nochmals modernisiert, im Turm beispielsweise ein neuer Ofen eingebaut. Lütold nannte sich nun «de Froednow» und belegte in habsburgischen Diensten verschiedene Ämter. Nach seinem Tod ging die Burg an seinen Sohn Hans und an seinen nicht adeligen Schwager Albrecht Businger von Regensberg. Nach dem Tod von Hans zum Tor wurde Businger um 1400 alleiniger Besitzer, doch scheint er nicht auf der Burg gelebt zu haben.

Kurz vor 1415 wurde das Schicksal von Freudenau besiegelt. Marodierende Zürcher Truppen überfielen damals die Burg, stachen einige Bewohner nieder und verbrannten sämtliche Bauten ausser den Turm. Die Businger verkauften 1419 die zerstörte Anlage samt Fischereirechten für nur 40 Gulden dem Bauern Hans Freudinger aus Siggingen. In den nun folgenden Rechtshändeln um Freudenau wurde vor allem um die Fischereirechte gestritten, bis die Fährgesellschaft des Nachbardorfes Stilli diese samt der unbewohnten Burgruine 1466 zugesprochen bekam.

Der massive Turm aus Megalithmauerwerk hielt noch lange der Verwitterung stand, wurde aber von der Aare stark unterspühlt und kippte im Sommer 1852 gegen den Fluss hin. Die flussseitige Hälfte des Bauwerks wurde im Mai 1853 aus Sicherheitsgründen gesprengt, wobei ein Arbeiter ums Leben kam. Die Fährgesellschaft blieb noch bis zu ihrer Liquidation 1905 Besitzerin der Ruine, 1928 kam diese in den Besitz der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (heute: Axpo AG). Von 1976 bis 1982 ist die Burg archäologisch untersucht und konserviert worden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Baumann, Max / Frey, Peter - Freudenau im untern Aaretal: Burganlage und Flussübergang im Mittelalter | Untersiggenthal, 1983
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 42
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 51-53
  • Frey, Peter - Die Burgen des Kantons Aargau: Mittelalterliche Adelssitze | Brugg, 2023 | S. 127-129
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 58-59
  • Hoegger, Peter - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II | Basel, 1995 | S. 166-168
  • Maier, Franz - Sichere Plätze: sichtbare Objekte | In: as. Archäologie Schweiz, 29. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2006 | S. 63
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 69-70
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 103-104
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 49-50
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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